Hirschmäuse
Die Hirschmaus (Peromyscus maniculatus) ist eine in Nord- und Mittelamerika lebende Art der Neuweltmäuse. Die Bezeichnung Hirschmaus wird auch auf andere Arten der Gattung der Weißfußmäuse (Peromyscus) angewandt. Vor einigen Jahren relativ häufig und jetzt nur noch schwer erhältlich ist die nah verwandte Küstenmaus (Peromyscus polionotus).
Merkmale
Hirschmäuse sind eher kleine Neuweltmäuse, sie erreichen eine Kopfrumpflänge von 7 bis 11 Zentimeter, die Schwanzlänge ist nach Population und Lebensraum variabel und kann 5 bis 11 Zentimeter betragen. Das Gewicht der Tiere beträgt 10 bis 25 Gramm. Die Schnauze ist spitz, die Augen groß und dunkel, die Ohren ebenfalls groß und nur spärlich behaart. Das Fell ist an der Oberseite graubraun gefärbt, der Bauch, die Füße und teilweise die Schwanzunterseite sind schmutzigweiß.
Verbreitung und Lebensraum
Hirschmäuse sind von Alaska und dem nördlichen Kanada über weite Teile der USA bis in das südliche Mexiko (Oaxaca) verbreitet. Sie sind äußerst anpassungsfähig in Bezug auf ihren Lebensraum und bewohnen sowohl verschiedene Wälder als auch buschbestandene Gebiete, Grasland, Gebirgsregionen, Kulturland und Wüsten. Am häufigsten sind sie in Prärien, Buschland und lichten Wäldern zu finden. Es ist davon auszugehen, dass die gehaltene Unterart ein Waldbewohner ist. (vgl. Cassola 2016)
Lebensweise
Hirschmäuse halten sich vorwiegend am Boden auf (Cassola 2016), können aber auch sehr gut klettern. Sie sind nachtaktiv und verbringen den Tag in selbst gebauten Nestern (Jameson 1952). Diese befinden sich im Grasland oft in Erdbauen, in Wäldern in Baumhöhlen, verlassenen Vogelnestern oder im Geäst. Sie leben in Gruppen, die in der Regel aus einem Männchen, einigen Weibchen und den dazugehörigen Jungtieren bestehen. Im Winter drängen sich Gruppen von bis zu 15 Tieren in den Nestern zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen.
Hirschmäuse sind opportunistische Allesfresser, die verschiedene Pflanzen und Tiere verzehren. Auf ihrem Speiseplan stehen Samen, Früchte, Blüten, Nüsse, Insekten und andere wirbellose Tiere. In den kühleren Monaten sammeln sie Nahrung in Vorratslagern, sie halten keinen Winterschlaf. (vgl. Jameson 1952)
Fortpflanzung
Hirschmäuse sind sehr fruchtbar, im Labor kann ein Weibchen 14 Würfe jährlich austragen. Bei wärmerem Wetter pflanzen sie sich etwa alle drei bis vier Wochen fort, Crossland & Lewandowski (2006) erklären, dass für die Zucht 16 Lichtstunden und 8 Dunkelstunden wichtig sind. Die Tragzeit beträgt 22 bis 26 Tage. (vgl. ebd.; Jašarevic et al. 2013) Säugende Weibchen tragen erfahrungsgemäß etwas länger. Die Wurfgröße beträgt meist 3 bis 6, nur selten kommen mehr als 8 Jungtiere zur Welt (vgl. kann 1 bis 11 Welpen betragen, Jašarevic et al. (2013) sprechen von durchschnittlich 4,0 Jungtieren in der Laborzucht, Joyner et al. (1998) nennen einen Durchschnitt von 4,79. Die Jungtiere öffnen mit spätestens 17 Tagen die Augen und verlassen am 20. Tag das Nest. Mit mit 25 bis 35 Tagen sind die Jungen entwöhnt. Die Geschlechtsreife tritt mit 35 bis 49 Tagen (60 Tage, Crossland & Lewandowski 2006) ein. Das Männchen kann während der gesamten Zeit der Trächtigkeit und Jungenaufzucht beim Weibchen bleiben und wird auch im Nest geduldet. (siehe auch Jašarevic et al. 2013)
Haltung
Während Forschungsinstitute in den USA zur Haltung und Zucht von Hirschmäusen meist Laborkäfige mit den Abmessungen von 18 x 25 cm (Jašarevic et al. 2013) nutzen, in denen bis zu 6 Tiere Platz finden solllen (Joyner et al. 1998), gilt in Deutschland das Gutachten über die Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren, welches für für zwei Tiere einer kleinen Mäuseart eine Grundfläche von 0,3 m² bei einer Höhe von 50 cm fordert. Für jedes weitere Tier sollen 20 % mehr Fläche eingerechnet werden. (BMEL 2014)
Die aktiven Hirschmäuse sind echte Wildtiere und brauchen neben einem großen Terrarium das mit verschiedenen Höhlen, Tunnels, Aussichtsplätzen und Kletterästen strukturiert ist, auch verschiedene Beschäftigungsanreize. Um Verhaltensstörungen (besonders bei Männchen) vorzubeugen, sollten die sozialen Tiere in Gruppen gehalten werden und regelmäßig mit neuen Einrichtungsgegenständen, frischen Zweigen und zu erarbeitenden Futtermitteln beschäftigt werden. Ich habe mit Laufrädern (∅ 20 cm) gute Erfahrungen gemacht. Sie werden allerdings nicht von allen Tieren benutzt. Das Nest wird auf dem Bodengrund oder unterirdisch angelegt. Um den Tieren die Möglichkeit zu bieten, eigene Gänge zu graben, sollte die Einstreu (Holz- und/oder Hanfstreu) möglichst hoch sein. Ein naturnahe Gestaltung des Lebensraumes mit einem Erde-Sand-Gemisch, Obstbaumästen, Korkrinden und Steinen ist ebenfalls möglich. Das Nest wird im Freiland mit Pflanzenteilen ausgepolstert. In der Heimtierhaltung werden Zellstoff und Moos gegenüber Heu, Stroh und getrockneten Blättern bevorzugt. Die besonders leichten Tiere klettern auch auf dünnsten Zweigen noch sehr sicher und gehen geschickt mit wippenden und schaukelnden Klettermöglichkeiten um.
Ernährung
Hirschmäuse fressen kleine und kleinste Sämereien. Die gehaltene Unterart ist sehr gut mit hochwertigem Farbmausfutter zu halten. Dies kann mit Grassamen, Sesam, Haselnüssen und getrockneten Insekten angereichert werden. Eine eigene Mischung aus verschiedenen Kleinsaaten sollte sich an Rezepturen für Farbmäuse orientieren und einen Proteinanteil von mindestens 15 % aufweisen (vgl. Kräh 2020). Für zwei Hirschmäuse ist ein gehäufter Teelöffel pro Tag ausreichend. Bei einem trächtigen oder säugenden Weibchen erhöht sich der Futter- und Wasserbedarf teilweise um ein Vielfaches. Bei der Zucht muss besonders auf ausreichende Proteinversorgung (ca. 20 %) geachtet werden. Frischfutter in Form von Kräutern, Salat, Obst und Gemüse wird sehr gerne angenommen. Ebenso Tiere fressen die Tiere Pilze (Champignon, Pfifferling, Steinpilz, Austernpilz, Kräuterseitling). Hirschmäuse sind sehr geschickte Jäger und fangen sowohl Insekten aller Art sehr schnell und sicher.
mehr
BMEL. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2014): Gutachten über die Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren.
Cassola, F. (2016): Peromyscus maniculatus . The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T16672A22360898. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-2.RLTS.T16672A22360898.en.
Crossland, J. & A. Lewandowski (2006): Peromyscus - A fascinating laboratory animal model. Techtalk 11(3): S. 1–2.
Jameson, E. W. (1952): Food of Deer Mice, Peromyscus maniculatus and P. boylei, in the Northern Sierra Nevada, California. Journal of Mammalogy 33(1): S. 50–60. https://doi.org/10.2307/1375640
Jašarevic, E.; Bailey, D. H. ;Crossland, J. P. ; Dawson, W. D.; Szalai, G.; Ellersieck, M. R.; Rosenfeld, C. S. & Geary, D. C. (2013): Evolution of monogamy, paternal investment, and female life history in Peromyscus. Journal of Comparative Psychology Vol. 127(1): S. 91-102. https://www.pgsc.cas.sc.edu/sites/pgsc.cas.sc.edu/files/attachments/Jasarevic%20et%20al.%20[2013%20J%20Comparative%20Psych].pdf
Joyner, C. P.; Myrick, L. C.; Crossland, J. P. & Dawson, W. D. (1998): Deer Mice As Laboratory Animals. ILAR Journal 39(4): S. 322–330.
Kräh, S. (2020): Studien zur Ernährung von Peromyscus. https://ratfrett.jimdofree.com/2019/11/26/studien-zur-ern%C3%A4hrung-von-peromyscus/
Stand: 01/2020 Überarhttps://ratfrett.jimdofree.com/2019/11/26/studien-zur-ern%C3%A4hrung-von-peromyscus/https://ratfrett.jimdofree.com/2019/11/26/studien-zur-ern%C3%A4hrung-von-peromyscus/https://ratfrett.jimdofree.com/2019/11/26/studien-zur-ern%C3%A4hrung-von-peromyscus/