Buschschwanz-Rennmaus

Buschschwanz-Rennmäuse (Sekeetamys calurus) sind aufgrund ihres freundlichen Wesens sehr leicht zu zähmen und eignen sich sehr gut auch für Neulinge in der Haltung von exotischen Kleinsäugern. Die Tiere werden seltener auch als Quastenschwanz-Rennmaus, Bürstenschwanz-Rennmaus oder Bilchrennmaus bezeichnet. Es handelt sich jedoch bei allen Tieren um die gleiche Art. Zoologische Gärten, deren Populationen auf Wildfängen beruhen, können sichere Aussagen zur Unterart machen. Somit ist in Europa neben der Arabischen Buschschwanz-Rennmaus (Sekeetamys calurus calurus) auch die Ägyptische Buschschwanz-Rennmaus (S. calurus makrami) bekannt.

Herkunft und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet der Buschschwanz-Rennmaus ist auf die Mittelmeerregion begrenzt. Sie kommt in Nordost-Sudan und Ost-Ägypten rund um das rote Meer vor. Ebenso ist sie im südlichen Teil Israels, Jordanien und Teilen Saudi-Arabiens zu finden (vgl. Schlitter et al. 2016). Cuéllar Soto &  Pardiñas (2015) haben sie zudem im Oman nachgewiesen.

Sie bevorzugt trockene und felsige Habitate. In der israelischen Negev-Wüste wurde sie auch auf Berggifeln über 600 m Höhe gefunden (vgl. Schlitter et al. 2016). Nach Grimmberger & Rudloff (2009) bevorzugen sie Stein- und Geröllhalden sowie Felshänge in Wüsten.

Biologie

Sekeetamys calurus hat eine Kopf-Rumpf-Länge von 98 - 130 mm bei einem Gewicht von 26,6 - 82 g. Der Schwanz ist mit 112 - 164 mm etwas mehr als körperlang (vgl. Grimmberger & Rudloff 2009). Laut Bernd (2001) sind Tiere in der Heimtierhaltung mit 80 - 95 g deutlich schwerer. Yousef (2007) führt dies auf eine zu reichhaltige Fütterung zurück. Das weiche Fell ist braungelb mit schwarzen Spitzen auf dem Rücken. Die Flanken sind etwas heller und die Körperunterseite weiß. Der behaarte Schwanz wird bis zur in einer Quaste endenden Spitze immer dunkler. Die Quastenspitze ist dabei jedoch oft weiß. (vgl. Grimmberger & Rudloff 2009)

 

Die streng nachtaktive Rennmaus verbringt den Tag in Felsspalten oder Bauen. Letztere werden oft unter Steinen angelegt (vgl. Bernd 2001). Sie ernährt sich von Samen, aber auch von grünen Teilen salzangepasster und sukkulenter Pflanzen. Ebenso werden Insekten erbeutet, laut Striffler (2004) machen diese sogar den Großteil der Nahrung aus. Laut Shargal et al. (1998) nehmen die Tiere auch getrocknete Pflanzenteile auf. Samen werden gesammelt und als Vorräte gelagert (vgl. Grimmberger & Rudloff 2009).

 

Die Buschschwanz-Rennmaus teilt sich laut Striffler (2004) ihren Lebensraum mit der Ägyptischen Stachelmaus (Acomys cahirinus) und der Goldstachelmaus (A. russatus). Um nicht in den Konkurrenz zueinenander zu geraten, haben die verschiedenen Arten unterschiedliche Lebensweisen entwickelt. Haim & Rozenfeld (1998) haben festgestellt, dass insbesondere unterschiedliche Verhaltensmuster bezüglich Nestbau und Nahrungserwerb Auseinandersetzungen um Ressourcen vermeiden.

 

Zu Fortpflanzungbiologie im wildlebender Buschschwanz-Rennmäuse ist nur wenig bekannt. Paarungsbereite Weibchen wurden von Shargal et al. (1998) im Februar und März gefunden, während die Tiere in Menschenhand das ganze Jahr über nachzüchten. (siehe auch Schlitter et al. 2016)

Nach einer Tragzeit von 24 Tagen bringt das Weibchen bis zu 7, meist aber 2 - 3 nackte und hilflose Jungtiere zur Welt. Die Lebenserwartung im Freiland beträgt meist nur 1 - 2 Jahre. Es wurde allerdings schon ein Tier dokumentiert, das über 7 Jahre alt wurde. (vgl. Grimmberger & Rudloff 2009)

Haltung

Buschschwanz-Rennmäuse werden seit einiger Zeit hin und wieder als Heimtiere gehalten, jedoch kommen sie in älteren Heimtierratgebern nicht vor. In der Labortierhaltung ist Sekeetamys calurus nicht verbreitet. Für ihre Versuche zum Verhalten von sympatrisch lebenden Mäusearten hielten Haim & Rozenfeld (1998) Buschschwanz-Rennmäuse mit Goldstachelmäusen zusammen in Aluminiumkäfigen mit Abmessungen von 58 x 58 x48 cm. In dieser Haltungsform waren die Rennmäuse meist dominant gegenüber den Stachelmäusen (vgl. ebd.).

In der neueren Heimtierliteratur nach der Jahrtausendwende finden sich weitestgehend übereinstimmende Angaben. Zwar gibt Bernd (2001) ein Terrarium mit Abmessungen von 60 x 30 x 30 cm für ein Paar als Minimum an. Dagegen empfehlen Weber (2006), Ehrlich (2006) und Yousef (2007) eine Grundfläche von 0,5 m² bzw. 0,6 m² bei einer Höhe von 50 - 60 cm für bis zu vier Tiere. Dies deckt sich auch mit den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestmaßen für mittelgroße Rennmäuse aus dem sogenannten "Säugetiergutachten" der Bundesregierung, aus dem die Buschschwanz-Rennmaus jedoch explizit ausgenommen ist (vgl. BMEL 2014). Da Buschschwanz-Rennmäuse ausgezeichnet klettern, ist ein Terrarium mit höheren Abmessungen oder gar eine Voliere vorzuziehen (siehe hierzu Striffler 2004; Yousef 2007).

 

Als Bodengrund wird beinahe übereinstimmend Holzstreu empfohlen (Bernd 2001; Weber 2006, Ehrlich 2006 und Yousef 2007). Weber (2006) und Ehrlich (2006) nennen zudem zudem eine Mischung aus Sand und Lehm als Möglichkeit. Gleichermaßen ist auch eine Haltung auf Hanfstreu möglich. Insbesondere wenn dieses mit Heu oder kurzgeschnittenem Stroh gemischt ist, können die Tiere in diesem Substrat stabile Gänge graben. Yousef (2007) verweist darauf, dass das Fell der bei einer Haltung auf Hanfstreu fettiger aussieht als auch Holzstreu. Sie verweist jedoch genauso wie andere Autor_innen darauf, dass Buschschwanz-Rennmäuse die Möglichkeit brauchen tägliche Staubbäder zu nehmen. Hierfür eignet sich ein Sandbad mit hochwertigem Chinchillasand am besten.

 

Die weitere Einrichtung sollte aus verschiedenen Versteck- und Klettermöglichlichkeiten bestehen. Als Bewohner felsiger Lebensräume eignen sich hierzu insbesondere Steinaufbauten, aber auch einfache Nistkästen für Wellensittiche, Korkröhren, Äste und Wurzeln. Die Beschäftigung der Tiere lässt sich durch die tägliche Gabe von Heu, Papprollen und Kartons  einfach herstellen. Ein Laufrad oder Laufteller wird gerne genutzt und sollte entsprechend der Gesamtlänge der Rennmäuse einen Durchmesser von etwa 30 cm haben (vgl. Yousef 2007; Kräh 2017).

Ernährung

Eine erwachsene Buschschwanz-Rennmaus nimmt täglich etwa 3 g Trockenfutter und beinahe 10 g Frischfutter und Insekten zu sich (vgl. Striffler 2004). Haim & Rozenfeld (1998) gaben kommerziell erhältliches Hamsterfutter und Möhren, Bernd (2001) nennt als Trockenfutter eine Waldvogelfuttermischung sowie und wie Apfel, Chicorreé und Möhre als Frischfutter. Weber (2006) empfiehlt eine Mischung aus Exoten- und Kanarienfutter und Grassamen, das täglich mit Frischfutter gegeben wird. Tierisches Protein soll mehrmals wöchentlich gereicht werden. Die Fütterung von Yousef (2007) ist mit Verweis auf die eher Neigung zur Fettleibigkeit ganz ähnlich: Als Eiweißquelle werden vor allem Grillen und Insekten, als Frischfutter u.a. gekeimte Samen, Kräuter, Karottengrün und Wurzelgemüse genannt (mehr zu Grünfutter siehe Kräh 2011). Ehrlich (2006) empfiehlt neben viel Frischfutter auch die Gabe eines Kalksteins für Chinchillas oder Sepiaschalen. Er verweist zudem auf einen höheren Bedarf an Flüssigkeit im Vergleich zu anderen Rennmausarten. Wasser kann in einer Kleintiertränke angeboten werden. Insbesondere Modelle aus Glas mit Metallverschluss halten den Nagezähnen lange Stand.

Zucht

Die Zucht von Buschschwanz-Rennmäusen stellt in der Regel kaum ein Problem dar. Zwar erreichen die Tiere die Geschlechtsreife teilweise schon im Alter von 6 Wochen, dennoch sollten sie erst mit etwa 8 - 12 Wochen zur Zucht eingesetzt werden. Bernd (2001) erklärt, dass junge Muttertiere oftmals Fehlgeburten haben oder die ersten Würfe nicht aufziehen. Auch Weber (2008) berichtet, dass Erstgebärende sehr störungsanfällig seien.

Erst etwa zweieinhalb Wochen nach der Paarung ist beim Weibchen eine leichte Umfangsvermehrung zu erkennen. Ebenso beginnt es nun ein Wurfnest zu bauen und mit weichen Materialien auszupolstern. Die Geburt findet nach einer 21 bis 24 Tage währenden Tragzeit statt. Artgenossen werden hierbei nicht im Nest geduldet und sollten mindestens einen alternativen Unterschlupf zur Verfügung haben.

Einige Tage nach der Geburt findet die Gruppe wieder zusammen. Das Muttertier liegt die meiste Zeit auf den Jungen und säugt sie. Wenn es den Bau verlässt, verschließt es den Eingang. Die ersten Haarspitzen treten am 5. Lebenstag aus der Haut. Mit zwei Wochen sind die Jungen vollständig behaart und auch die Zähne brechen durch. Während der dritten Lebenswoche öffnen sich Augen und Ohren. Nun beginnen die Welpen auch die nähere Umgebung des Nestes zu erkunden und mit drei Wochen auch Nahrung zu probieren. Mit frühestens vier Wochen sind die jungen Rennmäuse selbstständig.(vgl. Weber 2008)

 

Das zunächst gräuliche Fell tragen Jungtiere bis zum Alter von etwa 8 Wochen. Sie wiegen dann beinahe genauso viel wie die Eltern (vgl. Striffler 2004). Spätestens dann sollten sie von den Eltern getrennt werden. Bei den Alttieren verbliebene Jungtiere lassen sich bis zu einem Alter von etwa 10 Monaten durch ihre dünneren Schwänze von den Eltern unterschieden (vgl. Yousef 2007)


Zitationsvorschlag für diesen Artikel:
Kräh, S. (2020): Buschschwanz-Rennmaus. https://ratfrett.jimdofree.com/tiere/buschschwanz-rennm%C3%A4use/


mehr

 

Bernd, M. (2001): Buschschwanzrennmaus. http://www.schulzoo.de/homepage/2/homepage/tierreporte/buschwanz.htm

 

BMEL. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2014): Gutachten über die Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren.

 

Cuéllar Soto, E. &  Pardiñas, U. F. J. (2015): First record of the bushy-tailed jird, Sekeetamys  calurus (Thomas, 1892) (Rodentia: Muridae) in Oman. Mammalia. DOI 10.1515/mammalia-2015-0141

 

Ehrlich, C. (2006): Kleinsäuger im Terrarium. Natur und Tier-Verlag.

 

Grimmberger, E. & K. Rudloff (2009): Atlas der Säugetiere Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Natur und Tier-Verlag.

 

Haim, A. & Rozenfeld, F. M. (1998): Spacing behaviour between two desert rodents, the golden spiny mouse Acomys russatus and the bushy-tailed gerbil Sekeetamys calurus. Journal of Arid Environments 39 (4): S. 593--600. https://doi.org/10.1006/jare.1998.0384

 

Kräh , S. (2011): Gräser und Kräuter sammeln. https://ratfrett.jimdo.com/2011/05/05/gr%C3%A4ser-und-kr%C3%A4uter-sammeln/

 

Kräh , S. (2017): Laufrad. Machen oder lassen? https://ratfrett.jimdo.com/2017/02/22/laufrad-machen-oder-lassen/

 

Schlitter, D.; Shenbrot, G.; Amr, Z. & Kock; D.Schlitter, D.; Shenbrot, G.; Amr, Z. & Kock; D. (2016): Sekeetamys calurus. In: The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T20089A115156643. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T20089A22422004.en. (Letzter Abruf: 03.11.2020)

 

Shargal, E.; Kronfeld-Schor, N. & Dayan, T. (1998). On the population ecology of the bushy-tailed jird (Sekeetamys calurus) at En Gedi. Israel Journal of Zoology 44: S. 61-63. DOI 10.1080/00212210.1998.10688935.

 

Striffler, B. F. (2004): Die Buschschwanz-Rennmaus (Sekeetamys calurus) – Biologie, Haltung und Nachzucht einer einzigartigen Rennmaus. RODENTIA 20, Juli/August 2004.

 

Weber, A. (2006): Die Buschschwanz-Rennmaus (Sekeetamys calurus), RODENTIA 30, März/April 2006.

 

Weber, A. (2008): Ins Nest geschaut: Das Aufzuchtsverhalten der Buschschwanz-Rennmaus (Seeketamys calurus), RODENTIA 43, Mai/Juni 2008.

 

Yousef, S. (2007): Buschschwanz-Rennmaus. http://rodent-info.net/buschschwanz_rennmaus_unterbringung.htm (Letzter Abruf: 27.11.2017)