Cururos

Biologie

Der Cururo oder Coruro (Spalacopus cyanus) ist eine unterirdisch lebende Nagetierart aus Chile. Er gehört zur Teilordnung der Meerschweinchenverwandten (Caviomorpha) und wie der eher bekannte Degu zu den Trugratten (Octodontidae).

Der 13 - 16 cm lange Körper ist walzenförmig mit kurzen Beinen und großen Füßen; der große kantige Kopf ist deutlich vom Körper abgesetzt. Augen und Ohren sind rund und klein. Die weißgelben oberen Nagezähne liegen vor den Lippen und sind immer sichtbar. Der behaarte Schwanz ist 4 - 5 cm lang. Die Fellfarbe variiert zwischen dunkelschiefergrau und schwarz. Ebenso ist eine schokoladenbraune Phase bekannt.

 

In Chile leben Cururos in Gruppen von durchschnittlich 15 Tieren. Sie bewohnen selbst gegrabene, mitunter kilometerlange Gangsysteme, die teilweise nur wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche liegen, aber auch in mehreren Etagen untereinander bilden können. Pro Familienbau gibt es bis zu fünf Vorrats- oder Wohnkessel die etwa 30 cm tief meist im Wurzelwerk von Sträuchern liegen. Nester werden mit Gräsern, feinen Wurzeln und teilweise auch Teilen von Plastiktüten ausgepolstert (Begall 1999). Da die Tiere sich von Wurzeln, Zwiebeln und Knollen ernähren, welche sie unter der unterirdisch aufspüren und auch in ihren Futterkesseln lagern, kommen sie nur selten an die Oberfläche um Gräser und Kräuter aufzunehmen. Hierbei entfernen sie sich selten weiter als eine Körperlänge von Eingang zum schützenden Bau. Finden sich nicht mehr genügend Futterpflanzen, wird der Bau erweitert oder verlassen.

Wie viele andere unterirdisch lebende Arten sind auch Cururos nicht an eine Tageszeit gebunden und sowohl am Tag als auch in der Nacht aktiv (mehr hierzu). Neben dem Ausbau der Gangsysteme und der Futtersuche wird in der Wachphase auch das Revier mit Urin markiert. Männchen wie auch Weibchen heben hierfür das Bein an erhöhten Stellen, wie es männliche Haushunde tun. Die Kommunikation untereinander ist, wie man es von anderen Meerschweinchenverwandten kennt, relativ lautfreudig. Gurrende, knirschende und pfeifende Rufe sind häufig zu hören.

Jungtiere (4 Wochen alt)
Jungtiere (4 Wochen alt)

Haltung

Die Haltung von Cururos gestaltet sich ähnlich wie die anderer wühlenden Nagetiere. Es sollten immer mindestens zwei Tiere gehalten werden. Da Cururos nur in seltensten Fällen zahm werden und mit ihren großen Nagezähnen kräftig zubeißen können, handelt es sich um reine Beobachtungstiere.

 

Die meisten Autor_innen empfehlen für zwei bis drei Tiere ein großes Aquarium von etwa 100 cm Kantenlänge. Als Einrichtung eignen sich Äste von Korkeiche, Obstbäumen, Birke, Buche oder Hasel. Ebenso sind große Steine, Tonröhren oder Blumenkübel geeignet.
Wichtig ist vor allem die Einstreu. Da Cururos in der Heimtierhaltung sehr viel Zeit mit Graben, Wühlen und Anlegen neuer Gänge beschäftigt sind, sollte das Aquarium möglichst hoch eingestreut werden. Damit die Gänge halten, verwenden die meisten Halter eine Mischung aus Heu und mehreren verschiedenen Streusorten. Verwendet werden können Heu, Stroh, Holz-, Lein- und Hanfstreu. Baumwollstreu ist vergleichsweise teuer, kann aber ebenfalls verwendet werden. Ebenso kann Kokoshumus dazu gegeben werden. Belaubte Zweige, die regelmäßig gereicht werden können (siehe Abschnitt "Ernährung") tragen ebenfalls zur Stabilität der Gänge bei.

Je mehr Substrat vorhanden ist, desto seltener muss das Terrarium gereinigt werden. Grundsätzlich empfiehlt sich jedoch, alle paar Wochen nur einen Teil der Einstreu auszutauschen, da die Tiere durch eine Komplettreinigung gestresst werden können.

 

Cururos sind starke Nager. Deshalb ist darauf zu achten, dass das Aquarium keine Schwachstellen hat. Einrichtungsgegenstände werden früher oder später komplett zernagt und müssen regelmäßig erneuert werden. Weitere Hinweise hierzu im Blogartikel über Beschäftigung von Cururos

Ernährung

Das Nahrungsspektrum besteht in der Natur aus Zwiebeln und Knollen von Liliengewächsen aber auch aus Gräsern. In der Heimtierhaltung lassen sich die Tiere gut mit täglich angebotenem Frischfutter und einer Trockenfuttermischung ernähren.

An Gemüse werden Möhren, Knollensellerie, Petersilienwurzel, Fenchel, Paprika, Zucchini gut angenommen. Ebenso werden Kohlrabi, Stangensellerie, Pastinaken, Fenchel, Broccoli und Äpfel. Auch Rettich und Gemüsezwiebeln wurden in anderen Haltungen angeboten und gefressen. Ebenso geeignet sind Kopf-, Eisberg- und Feldsalat oder selbst gesammelte Kräuter. Darüber hinaus sollten so oft es geht, frische Zweige von Weide, Birke, Buche oder Hasel gegeben werden. Im Winter kann auf der Fensterbank Katzengras, Weizen oder Hirse angezogen und komplett verfüttert werden.

Da Cururos naturgemäß nicht trinken, sondern die nötige Flüssigkeit aus ihrer Nahrung beziehen, muss ihnen unbedingt täglich Frischfutter angeboten werden. Zwar wird von einem Tagesbedarf von 20 g pro Tier ausgegangen, jedoch gelten diese Werte für Freilandbedingungen mit anderen klimatischen Bedingungen und Tieren die mit durchschnittlich 90 g etwas leicht sind, als Cururos in der Heimtierhaltung. Eine Fütterung ad libitum ist empfehlenswert. Weitere Hinweise im Blogartikel zu Frischfutter.

 

Trockenfutter kann ebenfalls täglich angeboten werden. Während eine Autorin die Mischung von Meerschweinchenfutter mit Chinchillapellets und Haferflocken empfiehlt, schwören andere Halter auf Degufutter mit hohem Kräuteranteil. Meine Tiere erhalten momentan eine Mischung aus getrockeneten Kräutern und Degufutter. Selten auch Chinchillapellets.

Darüber hinaus sollte immer frisches Heu zur Verfügung stehen. Weitere Hinweise im Blogartikel zu Trockenfutter

Cururos sind sehr interessante Beobachtungstiere. Besonders größere Gruppen die die Gelegenheit haben, ein Gangsystem anzulegen, belohnen den_die Pfleger_in mit ihrer Hilfe bei der Reinigung. Altes, verbrauchtes Substrat und Kot werden von den Tieren vor den Eingängen des Baus aufgeworfen und müssen nur noch abgesammelt werden. Dennoch ist bei der Überlegungen vor der Haltung zu bedenken, dass die Fütterung aufwändiger ist als bei anderen Arten und ein Tierarztbesuch mit bissigen Cururos nervenaufreibend sein kann.

Mittlerweile gibt es wieder sehr wenige Cururos im deutschsprachigen Raum. Die Suche nach Nachzuchten kann sehr lange dauern, besonders wenn auch Weibchen gesucht werden.

Jungtier (6 Wochen alt)
Jungtier (6 Wochen alt)

Zitationsvorschlag für diesen Artikel:
Kräh, S. (2013): Cururos. https://ratfrett.jimdofree.com/tiere/cururos/


mehr

Begall, S. (1999): Verhaltensökologische und genetische Analyse der Sozial- und Populationsstruktur von Coruros (Spalacopus  cyanus , Octodontidae, Rodentia) aus Chile. Disseration, Essen. https://www.uni-due.de/imperia/md/content/fb10_bio/zoologie/diss_begall.pdf

 

Beerbalk, H.-D. (1998): Einige Bemerkungen zur Haltung von Cururos. BAG-Mitteilungen. https://www.bag-kleinsaeuger.de/hefte/1998/3/9.php?status=

 

Kräh, S. (2013): Trockenfutter für Cururos.

 

Kräh, S. (2013): Frischfutter für Cururos.

 

Kräh, S. (2013): Beschäftigung von Cururos.

 

Kräh, S. (2016): Geschlechtsunterscheidung bei Cururos.

 

Torres-Mura, J. & L. Contreras (1998): Spalacopus cyanus. Mammalian Species.(594), S. 1-5.

 

Weber, A (2008): Der Cururo. Natur und Tier-Verlag, Münster.


De Koeroero (niederländisch)
(nicht mehr verfügbar)