Melanismus ist in der Natur neben Albinismus eine sehr häufig zu beobachtende Mutantion. Melanistische Tiere zeichnen sich durch eine erheblich von der Normalform abweichende Dunkelfärbung aus: die Tiere sind oftmals vollkommen schwarz.
Besonders bekannt sind zweifellos die melanistischen Phasen von Jaguar oder Leopard ("Schwarzer Panter"). Die beiden Großkatzenarten sind auch ein guter Beleg dafür, dass es nicht ein einziges sondern viele verschiedene Gene gibt, das bei Tieren Schwärzlinge verursachen: Das Schwarz-Gen beim Jaguar ist dominant, während sich das des Leoparden rezessiv vererbt.
Gerade bei auffällig gezeichneten Tierarten wie der Ginsterkatze lassen die Schwärzlinge im richtigen Licht betrachtet
noch die ursprüngliche Musterung als "Geisterzeichnung" erahnen. Während bei anderen Tiergruppen Albinismus weiter
verbreitet ist als Melanismus, ist es bei Katzen umgekehrt. Im Tiergarten Heidelberg wird eine schwarze Rohrkatze (Felis chaus) gezeigt, in Florida wurde vor einiger Zeit ein schwarzer
Rotluchs (Lynx rufus) gefangen. Auch bei Serval (Felis
serval), Goldkatze (Pardofelis temmincki) und natürlich unserer Hauskatze gibt es schwarze Exemplare.
Die Schwarzfärbung kann sogar obligatorisches Rassemerkmal sein, wie zum Beispiel bei der selten gezüchteten Bombay-Katze.
Problematisch für Züchter_innen von Langhaarkatzen: Das schöne und intensive Schwarz ist nur bei kurzem Fell wirklich vorhanden. Je länger das Haar, desto blasser die Färbung. Die Menge an
Pigmenten ist nicht an die Länge des Haars angepasst. So wirken zum Beispiel schwarze Perserkatzen teilweise grau.
Nicht nur bei Katzen sondern auch bei nahezu allen anderen Heimtierarten treten vereinzelt schwarze Tiere auf. Man denke an die vielen schwarzen Hunderassen (z.B. Schipperke), Rappen beim Pferd oder die sprichwörtlichen schwarzen Schafe.
Die relative Häufigkeit von Schwärzlingen kann bei Wildtieren mitunter sogar dazu führen, dass neue Unterarten oder sogar Arten entstehen. In Norddeutschland stellte man fest, dass normalgefärbte Rehe sich bevorzugt mit schwarzen Artgenossen paaren. Somit beträgt der Anteil schwarzgefärbter Tiere in manchen Regionen über 50%. Der Biologe Christian Neumann beschäftigt sich in seiner Doktorarbeit zur Artentstehung bei Klapperschlangen unter anderem auch mit der Schwarzen Klapperschlange. Bei den Taschenmäusen Chaetodipus intermedius kommt es ebenfalls regelmäßig zu schwarzen Tieren, nachgewiesenermaßen in den getrennten Populationen und durch unterschiedliche Gene verursacht, was auf konvergent entwickelte Anpassung an die Lebensbedingungen hinweist.
Aus dem Biologieunterricht kennen viele wahrscheinlich noch das Phänomen des Industriemelanismus beim Birkenspanner (Biston betularia).
Natürlich sprechen auch die bekannten schwarzen Tierarten wie Schwarzbär (Ursus americanus), Kolkrabe (Corvus corax) und Gorilla (hier sogar mit Platinum-Effekt bei ausgewachsenen Männchen) für sich.
Zurück bei den Nagetieren wird sichtbar, dass die Schwarzfärbung zwar weit verbreitet ist, Melanismus bei manchen Arten jedoch ein sehr junges Phänomen ist. Während schon 1940 begonnen wurde, die Verbreitung von schwarz gefärbten Feldhamstern (Cricetus cricetus) wissenschaftlich zu untersuchen und Günter Schmidt in den 60ern die Genetik melanistischer Feldmäuse (Microtus arvalis) beschreibt, ist die Schwarzmutation bei Goldhamstern (Mesocricetus auratus) erst 1990 in der Heimtierzucht aufgetreten. Schwärzlinge sind u.a. auch in den Blogeinträgen über Eichhörnchen- und Nutriagenetik vorgestellt, ebenfalls zu nennen sind die Nonagouti-Formen von Meerschweinchen, Rennmaus, Farbratte, Farbmaus und Campbell-Zwerghamstern.
Nonagouti
Dieses genetische Phänomen bedarf besonderer Erklärung. Die typische graubraune Wildfarbe kommt bei Hausmaus, Wanderratte und vielen anderen Nagetierarten von der besonderen Bänderung des Fells: Während die Basis und der Mittelteil des einzelnen Haares beispielsweise beim Campbell-Zwerghamster schwarz sind, sind die Haarspitzen hellbraun. Hierdurch entsteht das nach dem südamerikanischen Nagetier benannte Agouti-Muster. Die Ausnahme beim Campbell-Zwerghamster stellt der Aalstrich dar: Hier ist das gesamte Haar von der Basis bis zur Spitze schwarz. Das Non-Agouti-Gen bewirkt, dass das gesamte Fell schwarz wird. Die genetische Nomenklatur weist dem Agouti-Faktor den Großbuchstaben A zu während die rezessive Non-Agouti-Mutation das Symbol a hat. Ein schwarzer Hamster hat, wie auch eine schwarze Maus, Ratte oder Rennmaus den Gencode a/a. Mehr Infos zu Genetik ist im Crashkurs zu finden. In der Zucht wird darauf geachtet, dass die Färbung des Tieres möglichst kräftig schwarz ist. Hierzu ist es wichtig, immer die dunkelsten Tiere miteinander zu verpaaren und sowohl durchschimmerndes Braun wie auch weiße Stichelhaare möglichst auszumerzen. Oftmals hellen Tiere erst im Laufe ihres Lebens auf: Ob schwarze Jungtiere im Erwachsenenalter eher grau oder braun werden, zeigt sich erst mit der Zeit. Der Zuchteinsatz sollte also nicht zu früh erfolgen. Besonders schwierig ist vor allem, die Färbung der Ohren und Füße an das Fell anzugleichen, diese sind oft zu hell. Manche Züchter beobachten in rein schwarzen Linien, dass die Tiere immer kleiner werden und auch die Wurfgröße abnimmt. Deshalb müssen immer wieder große Tiere anderer Farben, wie z.B. Normal oder Albino eingekreuzt werden, die natürlich wieder die Intensität der Schwarzfärbung verschlechtern.
Die Zucht von schwarzen Tieren bedarf also viel Geduld und einer guten Auswahl der Zuchttiere. Während es bei Farbmäusen ein ae-Gen gibt, das das Non-Agouti-Gen unterstützt und lackschwarze Mäuse hervorbringt, sind bei Campbell-Zwerghamstern Individuen mit dauerhaft schwarzem Fell, schwarzen Ohren und schwarzen Füßen bislang nur Zufallstreffer:
http://de.wikipedia.org/wiki/Melanismus
http://de.wikipedia.org/wiki/Industriemelanismus
http://de.wikipedia.org/wiki/Agouti
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