Während in Europa größtenteils Huftiere und Geflügel als Nutztiere gehalten werden und Kleinsäuger nur vereinzelt zur Fleisch- oder Pelzproduktion bzw. als Versuchstiere gezüchtet werden, sind
sieht Fall woanders oftmals genau umgekehrt aus.
Vor kurzem habe ich einen interessanten Text über microlivestock gefunden. In einigen Regionen der Erde ist die Produktion tierischen Proteins mit den als klassisch betrachteten
Nutztierarten nicht möglich. Große Teile der Bevölkerung haben nur kleine Landflächen zur Bewirtschaftung zur Verfügung. Somit wird je nach Region auf die Zucht und Nutzung kleinerer
einheimischer Tierarten ausgewichen, die sich auch auf kleinem Raum halten lassen. Die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten sind sehr niedrig, sodass der Produktionsgewinn hoch ist. Durch die
hohe Reproduktionsrate und die kurze Aufzuchtszeit kann jeweils innerhalb einer kurzen Periode Geld gewonnen werden. Die Selbstversorgung mit der Möglichkeit zum Verkauf von Überschuss hat somit
insbesondere für arme und ärmste gesellschaftliche Gruppen wirtschaftliche und soziale Vorteile.
In Gabun und Benin sind beispielsweise Rohrratten (Thryonomyidae) ebenso wichtige Fleischlieferanten wie gefürchtete Ernteschädlinge. Die Tiere werden nicht nur gejagt, sondern
von vielen Menschen auch gezielt zur Schlachtung und Verkauf des Fleisches gezüchtet.
In Bolivien und benachbarten Ländern gibt es eine jahrhundertealte Tradition der Meerschweinchenzucht, ebenso wie sich die Zucht von Kaninchen in vielen Teilen der Welt etabliert hat. Das Booklet
liefert auch eine Fallstudie zur kommerziellen Zucht des Grünen Leguans in Costa Rica.
Im Übrigen gab es auch in Europa Anstrengungen, eine Art Selbstversorgung im Garten zu etablieren. Noch heute findet man in manchen städtischen Wohnsiedlungen über ganze Straßenzüge hinweg jeweils einen Obstbaum und einen Stall zur Hühner-/Kaninchenzucht im Garten. In der damaligen DDR gab Bestrebungen, flächendeckend die Produktion von Nahrungsmitteln in den "privaten" Haushalten zu etablieren. Bis heute gibt es Bücher, die sich mit der Gewinnung von Eiern, Fell, Fleisch und Milch hinter dem Haus befassen.
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Friedemann, K. et al. (1986): Kleintierhaltung. Ein Leitfaden. VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag
Gutjahr, A. (2014): Kaninchen, Ziege, Huhn & Co. Kleintierhaltung in Hof und Garten. Stocker
Paßmann, F. (1949): Ich werde Sumpfbiber-Züchter. F.C. Mayer
Stern-Les Landes, A. (2011): Tiere halten hinterm Haus. Franck Kosmos Verlag
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