hartnäckige Flecken

Choco
Restscheckung bei Chocolate

Campbell-Zwerghamster mit non-Agouti-Mutation haben oftmals ein weißes Kinn und/oder weiße Flecken an Hals und Brust. Einfarbige Tiere, aus Platinum-Linien zeigen oftmals weiße Monde im Nacken. Sind das nun Platinums oder nicht?

Echte und unechte Platinums

Als ich mit der Zucht von Campbell-Zwerghamstern begonnen habe, hatte ich ausschließlich die Farbschläge Black und Black Platinum. Erst nach längerer Zeit fiel mir auf, dass sämtliche einfarbigen Blacks kleine weiße Flecken im Nacken haben. Wirklich bewusst wurde mir das nur, als erstmals ein Jungtier zur Welt kam, wirklich komplett schwarz war und keinen weißen Fleck hatte. Die anderen haben manchmal nur Punkte, manchmal aber auch kleine weiße Halbmonde. Ein himmelweiter Unterschied, wenn man sie neben einem durchgefärbten Tier sieht.

Manche Züchter_innen gehen davon aus, dass jedes Tier, auch wenn es nur ein einziges weißes Haar hat, gleich ein Schecke (in diesem Fall Platinum) ist. Allerdings gibt es zwei Umstände, die dagegen sprechen. Zum einen kommen bei der Verpaarung zweier einfarbiger Tiere mit weißer "Restscheckung" im Nacken Jungtiere zustande, die genauso aussehen, wie die Eltern. Wären beide Eltern also wirklich Platinum (Si/si) gewesen, hätte bei einem dominanten Erbgang das Ergebnis anders aussehen müssen:

 

P:               Si/si      x      Si/si

 

F1:       Si/Si     Si/si     Si/si    si/si  

 

Also hätten nur 50% der Jungtiere (Si/si) so aussehen dürfen wie die Eltern, während jeweils ein Viertel komplett schwarz (si/si) und oder komplett weiß (Si/Si) sein sollte.

Der zweite Punkt, der dafür spricht, dass die Tiere mit den kleinen weißen Nackenflecken keine Platinums sind, ist die Tatsache, dass bei vielen Individuen das Fell im Lauf des Lebens so gut wie nicht versilbert. Gerade das sollte die Haupteigenschaft von Platinum sein. Betreffende Tiere sind meistens schon von Geburt an etwas schwach gefärbt (besonders gut sichtbar bei Black) und ergrauen im Laufe des Lebens ein wenig (Bild unten links). Kein Vergleich zu "echten" Platinums (unten rechts).

Noch erstaunlicher ist das Ergebnis der Kreuzung zweier einfarbig schwarzer Tiere, die aus einer Platinum-Linie stammen: Nur die Hälfte des Wurfes war einfarbig schwarz, während die andere Hälfte weiße Stellen im Nacken aufwies und mit der Zeit immer weiter versilberte.  Dies würde auf eine rezessiv vererbte Scheckung hinweisen.


Weißes Kinn, weiße Pfoten, weiße Schwanzspitze

Black
weißes Kinn und weiße Pfoten

Das Bild auf der linken Seite bildet ein Paradebeispiel für weiße Flecken, wo keine sein sollten. Einige Körperstellen sind prädestiniert dazu, eine besondere Färbung anzunehmen. Hierzu gehören beim Zwerghamster vor allem der Bereich rund um Lippen, Kinn und Hals, aber auch die Pfoten und die Ohren. Betroffen sind grundsätzlich non-Agouti-Hamster.  Bei anderen Tierarten findet man in der Farbzucht ähnliche "Fehler", was die Färbung angeht: weiße Schwanzspitzen bei Mäusen und Ratten,  weiße Lippen bei schwarzen Rennmäusen, oder weiße Fesseln beim Pferd. Auch bei Hunden und Katzen arbeiten Züchter_innen hart daran, weiße Schwanzspitzen wegzubekommen. Teilweise sind diese weißen Stellen jedoch so hartnäckig, dass selbst der strenge English Kennel Club resigniert und  z.B. beim Cocker Spaniel weiße Stellen auf der Brust erlaubt. Im umgekehrten Fall der seltenen Katzenrasse Ojus Azelesl sind weiße Stellen an Nase und Kehle erwünscht und eine weiße Schwanzspitze sogar Pflicht.

Der Grund für die "Hartnäckigkeit" dieser Abzeichen ist kaum zu erklären. Jedoch ist mehr als bezeichnend, dass bei so vielen verschiedenen Tierarten an den immer wieder gleichen Stellen weiße (oder umgekehrt auch schwarze) Abzeichen auftreten. Auch bei Wildtieren.

So haben auch afrikanische Hamsterratten (Cricetomys) weiße Schwanzspitzen. Die weiße Kehle haben Campbell-Zwerghamster mit Steinmardern (Martes foina) und Fleckenhalsottern (Lutra maculicollis) gemeinsam. Ein weiterer Marder hat grundsätzlich weiße Lippen: Der Nerz (Mustela lutreola).
Auch bei Großtieren kommt es schonmal vor, dass ein Individuum nicht ganz einfarbig ist. Auf dem untenstehenden Foto sieht man den Hinterfuß eines Flußpferds im Frankfurter Zoo.

Nilpferd weiße Zehe
Flußpferdfuß mit weißen Abzeichen

Restfarbe

Einfarbig weiße Tiere zu erreichen ist manchmal sehr einfach. Zum Beispiel mit dem Albino-Faktor (c/c), der sämtliche Farbe verschwinden lässt. Auch die der Augen, welche damit rot werden. Möchte man weiße Tiere erreichen mit dunklen Augen erreichen, muss man Zeichnungsgene ausnutzen. Hier gibt es allerdings bei vielen Tierarten oft das Problem, dass Scheckungsgene homozygot-letal sind oder zumindest andere Schäden (Blindheit und Taubheit beim Eichhörnchen) verursachen.

Bei Vielzitzenmäusen gibt es ein Scheckungsgen, welches homozygot etwa 50% Weißanteil erreicht (Genetik von Vielzitzenmäusen). Züchter_innen haben immer versucht, durch generationenwährende Kreuzung wer Tiere mit dem größten Weißanteil irgenwann komplett weiße Tiere zu erhalten. Mithilfe eines bisher noch unbekannten Gens ist dies vor einigen Jahren gelungen und man kann heute sehr leicht an Platinum-Vielzitzenmäuse kommen. Sonderbar: Gerade da, wo Platinum-Zwerghamster weiß sind, nämlich im Genick, bleiben bei den Platinum-Vielzitzenmäusen noch dunkle Flecken, die auf die ursprüngliche Farbe schließen lassen. Selbst bei der Kreuzung von zwei komplett weißen Tieren kann es immer wieder dazu kommen, dass Jungtiere einen dunklen Fleck im Nacken oder auf den Schultern haben. Ähnliches sieht man bei Ratten des Farbschlags Husky. Die besonders stark aufgehellten Tiere haben im Nacken immer noch ein bisschen mehr Farbe als im restlichen Fell. Dass sich gerade im Nacken-Schulter-Bereich die ursprüngliche Farbe besonders hartnäckig hält, ist übrigens auch kein einzigartiges Phänomen: Haus- und Wildesel tragen ein Schulterkreuz. Ein Rudiment, aus der Zeit als Esel noch gestreift wie Zebras waren.

Superschecke
Farbüberbleibsel bei Platinum-Vielzitzenmaus

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