Hybridfarben

Dsungarischer Zwerghamster
Dsungarischer Zwerghamster

In letzter Zeit werden immer mehr Tierhalter_innen auf die Massen an hybridisierten Zwerghamstern aufmerksam. Hierbei handelt es sich um Tiere, die einer Verpaarung von Campbell-Zwerghamstern (Phodopus campbelli) mit Dsungarischen Zwerghamstern (Phodopus sungorus) entspringen und jeweils die Merkmale beider Elternteile miteinander vereinen.

Die Kreuzung wurde schon vor einigen Jahren von manchen Züchter_innen praktiziert (einer der ersten war Martin Braak aus den Niederlanden) und wird immernoch vereinzelt fortgeführt. Neben dem wahrscheinlich angestrebten Effekt, die vielen Farbschläge der Campbells auch bei Dsungarischen Zwerghamstern zu erhalten, gibt es auch viele gesundheitliche Defekte, die durch Hybridisierung zum Ausdruck kommen. Mehr zum Thema Hybriden gibt es von Zachrau in der Rodentia 55 (Mai/Juni 2010) und auf der ihrer Homepage.

 

Mittlerweile werden häufig Dsungarische Zwerghamster angeboten, deren Erscheinungsbild zwar einem echten Dsungaren entspricht, die jedoch durch ihre besondere Färbung eindeutig auf Campbell-Vorfahren schließen lassen. Hier wird dann oft von "hybridbasierten Farben" oder einfach "Hybridfarben" gesprochen. Da es bei Dsungaren neben der Wildfarbe bislang nur den Dilution-Faktor Sapphire (d/d) und die Zeichnungsvariante Pearl (Pe/pe) gab, reagieren Zwerghamsterhalter_innen und -züchter_innen auf neue Farben äußerst vorsichtig und unterstellen diesen im Vornherein, auf Einkreuzung von Campbell-Zwerghamstern zu basieren. Dies ist wohl in den meisten Fällen richtig. Jedoch nicht immer. Es gibt zwei Dinge, die man sich immer vor Augen halten sollte und die in Diskussionen um Hybriden oft übersehen werden

 

1. Hybridfarben entstehen nicht erst durch die Kreuzung zweier Arten. Die Mutation war vorher bei einer Tierart vorhanden und die veränderten Farbgene werden dann auf die Hybriden übertragen bzw. mit Farbgenen der anderen Art neu kombiniert. 

 

2. Gene für Hybridfarben kommen also sowohl bei der Spezies vor, die ursprünglich diese Farbmutation hatte als auch bei den Tieren die aus einer Hybridisierung entstanden sind.

 

Was heißt das im Speziellen?

Ein gutes Beispiel für Punkt 1 sind Dsungarische Zwerghamster mit roten Augen. Die Pink Eye Dilution ist eine Mutation, die bei Campbell-Zwerghamstern, nicht jedoch bei Dsungaren vorkam. Durch die Kreuzung von rotäugigen Campbells (p/p) und wildfarbenen Dsungaren (P/P) erhält man einen Hybridenwurf, der Rotäugigkeit vererbt (P/p). In der nächsten Generation können also schon die ersten rotäugigen Tiere fallen, die den Körperbau von Dsungaren und die Fellfarbe von Campbells haben.

Im Moment herrscht teilweise noch der Irrglaube, eine Artkreuzung würde vollkommen neue Mutationen hervorrufen. Die weite Verbreitung dieser Ansicht hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass die Farbausprägung bei Hybriden oft anders ist, als bei artreinen Tieren und hierfür teilweise auch neue Farbbezeichnungen gefunden werden, welche für Verwirrung sorgen. So wird oft argumentiert, der Farbschlag "Mushroom" sei erst durch Hybridisierung entstanden, da es ihn weder bei Dsungarischen noch bei Campbell-Zwerghamstern gibt. Das stimmt jedoch nur halb. Mushroom (d/d m/m) ist eine Kombination der Farbschläge Sapphire (Dsungare) und Moscow (Campbell). Es sind also keine neuen Mutationen entstanden, sondern lediglich zwei bestehende Mutationsformen neu kombiniert worden.

 

Mit diesem Wissen ist auch leicht zu verstehen, weshalb die Farbmutation Mandarin (Ma/ma) wohl kaum hybridbasiert sein kann, sondern es sich hierbei um eine neue Mutation von Dsungarischen Zwerghamstern handelt. Wie in Punkt 2 schon angedeutet, müsste bei einer Hybridfarbe die entsprechenden Gene schon bei einem Ausgangstier vorhanden gewesen sein. Jedoch gibt es bei Campbell-Zwerghamstern weder einen Farbschlag Mandarin, noch gab es etwas ähnlich aussehendes mit ähnlicher Genetik. Mandarin wird dominant vererbt. Die Farbschläge der Campbell-Zwerghamster vererben sich jedoch alle rezessiv.

Wieso hält sich dann nach wie vor die Annahme, dass ein mandarinfarbenes Tier niemals ein artreiner Dsungarischer Zwerghamster sein kann? - Weil er es oftmals wirklich nicht ist.

Die Ma-Mutation ist im Jahr 2000 in Singapur aufgetreten und relativ bald in die Niederlande eingeführt worden. Genau zu dieser Zeit wurden von europäischen Züchter_innen verstärkt Hybridisierungsversuche unternommen. Sicherlich war es da ein besonderer Anreiz ein neues Farbgen mit den bekannten zu kombinieren und neue Farbschläge entstehen zu lassen. Die Schattenseiten dieser Zuchtversuche sind fatal: Heute muss man leider davon ausgehen, dass es kaum noch artreine Dsungarische bzw. Campbell-Zwerghamster gibt. Auch wenn ein Hamster alle äußerlichen Merkmale einer der beiden Spezies besitzt, kann nie sicher ausgeschlossen werden, dass er einer Kreuzung beider Arten entspringt. Deshalb sind viele Züchter_innen derzeit bemüht, wild gefangene Zwerghamster bzw. Nachzuchten aus reinen Wildfanglinien zu züchten. Mehr Informationen dazu gibt es im o.g. Rodentia-Artikel.

 

Der Artikel Mandarin geht noch einmal genauer auf die Problematik mit Mandarin-Hamstern ein. Tiere dieses Farbschlags neigen besonders zu Diabetes, Nierenproblemen und Fettleibigkeit.

Dieser Blogeintrag beschäftigt sich nur mit einem kleinen Aspekt der Hybriden-Problematik und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Kommentare: 5
  • #1

    Fabian (Donnerstag, 27 Mai 2010 13:39)

    Super, dass du das mal ansprichst. Viele kennen die Problematik wahrscheinlich nicht und freuen sich nur über die vielen tollen Farbkombinationen... Ich hab´s gleich mal getwittert.

  • #2

    Melanie (Donnerstag, 27 Mai 2010 20:18)

    Toller Artikel! Fand ich super interessant, weil ich selbst noch nicht so gut in den ganzen Farben und Verpaarungen drin bin. Bitte mehr davon - würde mich drüber freuen! :-)

  • #3

    referat 2011 (Donnerstag, 03 November 2011 15:46)

    ich wollte wissen was es bei einenm dsungarichen zwerghamster für farb und fellvarianten gibt . warte auf antwort bitte !! ich brauch eine eins !!!

  • #4

    ratfrett (Donnerstag, 03 November 2011 17:34)

    @referat2011: Am besten du schreibst mir bei speziellen Fragen eine Mail. Für Mutationen des Dsungarischen Zwerghamsters empfehle ich dir diese Seite: http://dsungare.de/farben.html

  • #5

    Kuschelzwerg (Donnerstag, 19 Januar 2012 00:33)

    ja man findet sehr selten reinrassige dsungis oder campbells aber wer sich bischen auskennt und so der findet sie schon! ;) alles was nach dsungi aussieht (optisch) nur campbell farbe hat ist n hybrid vermutlich und mit vorsicht zu genießen! ABer wie gesagt Augen auf und suchen! dann findet man auch ;)