Campbell-Zwerghamster (Phodopus campbelli) teilen sich ihr großes Verbreitungsgebiet von China über die Mongolei bis nach Russland mit vielen anderen Tierarten, darunter auch viele kleine Nagetiere. Eine
friedliche Koexistenz zwischen Tierarten, die den gleichen Lebensraum bewohnen, aber in keinem Konkurrenzverhältnis zueinander stehen ist nichts ungewöhnliches. So gibt es in Gebieten in denen
sowohl Campbell-Zwerghamster als auch Roborowski-Zwerghamster (Phodopus roborovskii) leben, keine Auseinandersetzungen zwischen den Arten, da sich ihre Ernährung grundlegend
unterscheidet und beide somit auch bei der Futtersuche keinen Druck aufeinander ausüben.
Bemerkenswerter ist hier eher, dass es Berichte gibt, nach denen Campbell-Zwerghamster selten selbst Baue anlegen und lieber verlassene oder auch bewohnte Bauten von anderen Tierarten nutzen.
Ähnlich wie in unseren Breiten Waldmäuse (Apodemus sylvaticus) und Gelbhalsmäuse (Apodemus flavicollis) die Gangsysteme von Rötelmäusen (Myodes
glareolus) (mit)nutzen, gibt es auch Berichte davon, dass Campbell-Zwerghamster die Baue von Mongolischen Rennmäusen (Meriones unguiculatus), Pfeifhasen
(Ochotona) oder Steppenwühlmäusen (Lasiopodomys brandtii) bewohnen. Aus den dürftigen
Quellen ist jedoch nur zu entnehmen, dass die Arten friedlich und ohne Interaktion koexistieren. Es ist davon auszugehen, dass Campbell-Zwerghamster Trakte eines Gangsystems nutzen, die von den
ursprünglichen Erbauern nicht mehr gebraucht werden.
Dennoch bringen gerade solche Beobachtungen und auch die Erfahrungen bei anderen Tierarten Halter_innen auf die Idee, Artgesellschaften im heimischen Terrarium auszuprobieren. Gerade bei
verschiedenen Mäusearten wurde schon viel experimentiert (Artikel hierzu) und auch Vorzüge einer
Vergesellschaftungen wurden in Zoo und Heimtierhaltung festgestellt. Der Gedanke, Zwerghamster mit anderen Arten zu vergesellschaften, liegt also gar nicht so fern.
Hörensagen
Leider gab es schon sehr viele Experimente zur Vergesellschaftung von verschiedenen Tierarten, die jedoch nicht ausreichenend beobachtet, beschrieben und veröffentlicht werden. Berichte findet man kaum, auch die hier dargelegten Fälle sind eher zufällig erhaltene Informationen.
n einem Gespräch in einer Facebook-Gruppe gab ein User an, viel mit seinen Kleinnagern experimentiert zu haben, und mit der Artgesellschaft von Campbell-Zwerghamstern jeweils mit Farbmäusen (Mus musculus f. dom.) und Stachelmäusen (Acomys) gute Erfahrungen gemacht zu haben. Dies bezieht sich unter anderem darauf, dass die beiden Mäusearten überaus sozial und tolerant gegenüber fremden Tierarten sind und gut mit der Zwerghamster-Diät ernährt werden können. Zudem lassen sich bei der Einrichtung des Käfigs eine gemeinsame Nutzung ebenso wie Ruhebereiche für die Mäuse gut bewerkstelligen. Die Campbell-Zwerghamster haben sich zwar wenig um die Mäuse gekümmert, jedoch gab es zumindest friedliche Aufeinandertreffen. Leider ist nicht überliefert wie viele Hamster mit wie vielen Mäusen der jeweiligen Art zusammengelebt haben und wie das Terrarium beschaffen war.
In einem mittlerweile gelöschten Video zeigte ein junger deutschsprachiger Tierhalter mehrere miteinander verbundene Aquarien, in denen Farbmäuse und Zwerghamster zusammen lebten. In dem kurzen
Film wurden auch Interaktionen festgehalten, die auf einen friedfertigen Umgang der Tiere miteinander schließen lassen.
Darüber hinaus wurden Versuche mit Rötelmaus und Feldmaus (Microtus arvalis) unternommen, die den Campbell-Zwerghamstern zumindest hinsichtlich der teilweise unterirdischen Lebensweise ähneln. Jedoch liegen hier noch weniger Informationen vor als zu den vorgenannten Kombinationen. Ich konnte weder zu Terrariengröße noch Gruppenzusammensetzung oder Erfolg der Haltung Angaben finden.
Zwerghamster-Vergesellschaftungen von Matthew Wright
Matthew Wright beschreibt im Artikel "Cohabitating Species" das friedliche Zusammenleben von Blassen Rennmäusen (Gerbillus perpallidus) mit
Campbell-Zwerghamstern. Die Tiere hatten durch Zernagen einer Trennwand selbst zusammengefunden und das Zusammenleben der Arten zeigte "keine nachteiligen Effekte". Die Tiere beider Arten
"teilten das gleiche Nest und gediehen bei gleicher Fütterung".
Weiter berichtet Wright von einer männlichen Fettschwanzrennmaus (Pachyuromys duprasi), welche zunächst mit einer "Hüpfmaus" (hopping mouse) zusammenlebte und mit dieser auch
gegenseitige Fellpflege betrieb, bis sie dann mit einem männlichen Maushamster (Calomyscus) vergesellschaftet wurde, mit dem sie sich gut vertrug: "Nicht so eng wie mit der Hüpfmaus,
aber ohne jegliche Anzeichen von Aggression."
Selbiger Maushamster wurde später mit 1,1,3 Roborowski-Zwerghamstern vergesellschaftet, wobei es kein gemeinsam genutztes Nest und auch sonst so gut wie keine Interaktion gab bzw. die Arten kaum
gemeinsam beobachtet werden konnten. Dieses Experiment endete als eine geeignete Artgenossin für den Maushamster gefunden wurde.
Erwähnenswert ist die Beobachtung, dass kurzschwänzige Arten angeblich gesteigertes Interesse an den langen Schwänzen ihrer Käfiggenossen haben sollen. So beobachtet bei der Haltung von
Roborowski-Zwerghamstern mit Stachelmäusen. Diese Kombination scheiterte im übrigen am Sozialverhalten der Tiere: Die Hamster wurden "von den neugierigen Annäherungen der Stachelmäuse
verängstigt, was zu Aggression führte." Dennoch wird ein Bericht von Eddie Cope erwähnt, der eine Stachelmaus problemlos mit einer Gruppe Roborowski-Zwerghamstern pflegte. Auch ein damaliger
Mitarbeiter des Jersey Zoo, Russell Tofts, machte gute Erfahrungen mit beiden Arten zusammen. Es ist also wichtig, nicht allein auf ein Erfolgserlebnis zu bauen, sondern mit einzubeziehen, dass
unterschiedlich Parameter wie Gruppengröße und -konstellation, Terrariengröße, Einrichtung und das individuelle Tier einen Teil zum Ergebnis beitragen.
Fazit
Die derzeitige Datenlage ist mehr als dürftig, dennoch regen die vielen gemischtartigen Haltungen in zoologischen Einrichtungen und die Erfahrungen mit anderen Mäuseartigen zum Experimentieren
an.
Da jedoch immer die Gesundheit der Tiere im Vordergrund stehen sollte, muss darauf geachtet werden, dass bei Zusammengewöhnung, Ernährung und Zusammenleben kein Tier zu Schaden kommt und kein
vermeidbares Risiko eingegangen wird.
Um den nachfolgenden Halter_innen vor vermeidbaren Fehlern zu bewahren, ist es unabdingbar, erfolgreiche wie auch gescheiterte Vergesellschaftungen zu genau wie möglich zu beschreiben und die
Erfahrungen zu veröffentlichen.
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