Hybriden sind schon seit Jahrtausenden bekannt. Insbesondere Mischwesen aus Mensch und Tier wurden schon in vorgeschichtlicher Zeit als Götter und Geister verehrt und bis heute existieren viele Mythen von Chimären und Hybriden.
Jenseits der Mythologie gibt und gab es immer wieder auch reale Hybriden, also Kreuzungsprodukte aus zwei verschiedenartigen Lebenwesen. Besonders bei Zwerghamstern stellt sich die Mischung verschiedener Arten als problematisch heraus.
Hybridisierung in Gefangenschaft
Die Motivation Hybriden herbeizuführen, ist oftmals unterschiedlich. Die Gründe können wirtschaftlicher Natur sein, wie zum Beispiel bei Maultier und Maulesel. Diese Kreuzungsprodukte aus Pferd x Esel werden bis heute gezüchtet, um die besten Eigenschaften beider Ausgangsarten miteinander zu vereinen und somit ein optimales Zug- und Lasttier zu erhalten. Jedoch sind die produzierten Arbeitstiere unfruchtbar, sodass man für verbesserte Maultiere zuallererst bessere Esel und Pferde gemäß den Anforderungen züchten muss. So entstand beispielsweise der große französische Poitou-Esel, der für die Zucht von Maultieren gebraucht wird. Im übrigen sind auch Kreuzungen von Pferden oder Eseln mit Zebras möglich, diese werden Zebroide genannt und sind selten in Tierparks zu sehen.
Weitere Kreuzungsversuche für die wirtschaftliche Forschung werden in Dubai duchgeführt. Das Camel Reproduction Center stellt Kreuzungsversuche mit verschiedenen Kamelarten an. Während Mischlinge aus Dromedar x Trampeltier auch auf natürlichem Weg entstehen können, hat man 1998 mittels künstlicher Befruchtung die erste lebensfähige Kreuzung aus Lama x Dromedar erschaffen: das Cama.
Auch wenn oftmals die Forschung im Vordergrund steht, wie etwa in den 60er Jahren bei den Pudel-Schakal-Hybriden der Universität Kiel, so ist es doch oft die pure Experimentierlust, die Menschen dazu treibt, Tiere miteinander zu kreuzen. So war Carl Hagenbeck im 19. Jahrhundert einer der ersten, der Löwen und Tiger kreuzte. Bis vor wenigen Jahren gab es auch in deutschen Tiergärten noch etliche Hybriden verschiedener Wildkatzenarten. Selbst Leopons, also Löwen x Leoparden-Mischlinge oder Kreuzungen verschiedener Gattungen (Puma x Ozelot) sind möglich. Auf http://www.messybeast.com/genetics/hybrid-cats.htm werden sämtliche möglichen und unmöglichen Kreuzungen vorgestellt.
Dass Katzen besonders beliebt sind, wenn es um die Kreation neuer Mischwesen geht, zeigen die immer beliebter werdenden Haus-/Wildkatzenhybriden. Während in den 90ern eine Kreuzung aus Europäischer Wildkatze und Hauskatze noch eine Zeitungsmeldung wert war, und die Bengal, eine Mischung aus Hauskatze und Asiatischer Bengalkatze (Prionailurus bengalensis) noch unerschwinglich war, werden heute in Kleinanzeigen die neuen Designerrassen Savannah und Chausie angeboten, die auf Kreuzungen von Hauskatzen mit Serval (Leptailurus serval) bzw. Rohrkatze (Felis chaus) zurückgehen.
Hybridisierung in der Natur
Aber nicht nur in Gefangenschaft gibt es Hybridisierung. Durch die Verschleppung von Arten in Gebiete, in denen sie eigentlich nicht vorkommen (Faunenverfälschung), kommt es nicht nur zu Verdrängung von Arten durch Neuankömmlinge, sondern auch zu Vermischung nah verwandter Arten. An Seen und Teichen sind oftmals natürlich entstandene Entenhybriden zu beobachten. Bei genauerer Betrachtung in manchen Gewässern, findet sich möglicherweise auch ein Teichfrosch (Pelophylax "esculentus" oder Rana "esculenta"). Eine Amphibienart (oder eher "Klepton"), welche aus der Kreuzung von Seefrosch (Pelophylax ridibundus) und Kleinem Wasserfrosch (Pelophylax lessonae) entstanden ist. Auch bei afrikanischen Meerkatzen (Cercopithecus) gibt es Vermischungen verschiedener Spezies und man geht davon aus, dass dadurch neue Arten entstehen können: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/448777/.
Sogar bei Bären könnte bedingt durch den Klimawandel bald eine neue Art entstehen. Bisher ging man davon aus, dass Kreuzungen aus Braunbär und Eisbär nur im Zoo mögloch sind (Breisbär), jedoch tut die globale Erwärmung das Nötige, die Lebensräume von Eisbären zu verkleinern und die von Braunbären zu vergrößern, sodass es in Überlappungszonen der Verbreitungsgebiete zu Mischlingen kommt. Ein erster Fall ist bereits aufgetreten: 2006 wurde in Kanada ein Bär geschossen, dessen Eltern ein Grizzly und eine Eisbärin waren. Auch ein Großteil der modernen Menschen ist Produkt einer Vermischung von Arten. Nachdem Homo sapiens von Afrika aus nach Norden zog, gab es bereits in dem Gebiet das wir heute "Naher Osten" nennen Vermischungen mit dem Neandertaler (Homo neandertalensis) welcher sozusagen modernen Menschen aufgegangen ist. Die sapiens x neanderlensis-Hybriden haben die gesamte Welt bevölkert und lediglich die meisten Menschen in Subsahara-Afrika tragen keine Neandertaler-Gene in sich (http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/verraeterische-erbgutspuren-moderne-menschen-paarten-sich-mit-neandertalern-a-775117.html).
Problematische Hybridzucht bei Zwerghamstern
Egal wie interessant solche Kreuzungen auch sein mögen, es kommt doch immer wieder zu Problemen. Die Nichtübereinstimmung artfremder Genome führt oft dazu, dass Tiere die aus Artkreuzungen entstehen, nicht lebensfähig sind und bereits im Mutterleib oder kurz nach der Geburt sterben (Motty, der Elefantenmischling). Viele bleiben auch ihr Leben lang krankheitsanfällig. Manchmal sind Organe zu groß oder zu klein oder die Tiere sind durch Minder- oder Riesenwuchs gekennzeichnet (Hercules the Liger), wodurch ebenfalls gesundheitliche Probleme entstehen. Hier ist oftmals beruhigend, dass die meisten Hybriden steril sind. Vielleicht würde es kaum mehr Esel geben, könnten sich Maultiere fruchtbar fortpflanzen?
Aber gerade jene Hybriden, die sich fortpflanzen, bilden eine Gefahr für ihre Ausgangsarten. Bei Zwerghamstern stehen wir mittlerweile vor einem Problem. Dsungarischer und Campbell-Zwerghamster, bis vor wenigen Jahren für Unterarten einer Spezies gehalten, wurden seit den 1990er Jahren immer wieder vermischt. Teilweise einfach aus Interesse an dem Endprodukt, teilweise auch, um Farbmutationen der Campbell-Zwerghamster bei Dsungarischen Zwerghamstern zu manifestieren (Hybridfarben). Bei Artkreuzungen ergeben sich schon vor der Geburt der ersten Hybridgeneration Komplikationen. Die Schädel von Campbell-Zwerghamstern sind breiter als die von Dsungarischen Zwerghamstern. Das Becken von Dsungarischen Zwerghamsterweibchen ist zu klein um Jungtiere zur Welt zu bringen, deren Vater ein Campbell-Zwerghamster ist. Aus diesem Grund sterben meist sowohl die Jungen als auch das Muttertier. Auch wenn Jungtiere überleben und zudem fertil sind, sind die Krankheiten die durch das Zusammenkommen zweier verschiedener Genome entstehen, vielfältig. Mischlinge aus Dsungarischem und Campbell-Zwerghamster mögen gesund wirken, können jedoch bereits in der nächsten Generation Nachwuchs mit verkrümmter Wirbelsäule zur Welt bringen. Ebenso kommt es vor, dass haarlose Jungtiere geboren werden oder Weibchen bei der Geburt plötzlich sterben. Oft beobachtet werden Nierenprobleme, hervorquellende Augen und wie bei vielen anderen Hybridkreuzungen auch: ein schwaches Immunsystem. Zudem berichten Halter_innen immer wieder von neurologischen Störungen bei einzelnen Hybridtieren. Zwerghamster des Farbschlags Mushroom fallen durch ihre besondere Neigung zum Backflip Syndrome auf. Hierbei vollführen die Tiere in bestimmten Situationen anhaltend Rückwärtssaltos.
Mittlerweile hat sich die Problematik mit Hybridkreuzungen bei Zwerghamstern herumgesprochen und viele Züchter_innen nehmen von solchen Kreuzungsversuchen Abstand. Grundsätzlich hat sich nun aber ein weiteraus schwierigeres Problem eingestellt: Es gibt kaum mehr Tiere, von denen man sicher sagen kann, dass sie artrein sind. Nach wenigen Generationen der Rückkreuzung mit reinen Campbell-Zwerghamstern ist es möglich, dass Nachkommen eines Hybriden nicht mehr von echten Campbell-Zwerghamstern zu unterscheiden sind. Auch wenn vielleicht noch ein Achtel ihres Genoms aus Dsungaren-Chromosomen besteht. Auch wenn es die seltene Möglichkeit gibt, Wildfänge zu erhalten und mit diesen dann wirklich reine Campbell-Zwerghamster oder Dsungarische Zwerghamster zu züchten, dürften diese niemals mit Heimtierzwerghamstern gekreuzt werden, da in der Folgegeneration vielleicht wieder Hybridgene vorkämen. Besonders fatal ist der Umstand, dass bei Züchter_innen von Dsungarischen Zwerghamstern, die Wildfangnachzuchten in ihre Bestände gekreuzt haben, Jungtiere zur Welt kamen die Schäden aufweisen wie man sie von F1-Hybriden kennt: Verkrümmte Wirbelsäulen und Nervenstörungen.
Wir stehen also vor einem Dilemma: Alles aufgeben und neu anfangen oder mit den vorhandenen Tieren weitermachen?
Die Möglichkeit, die wenigen reinen Wildfangnachzuchten die wir haben, untereinander zu züchten und nicht mit den bisherigen Beständen vermischen, birgt das Problem einer Inzuchtdepression. Die Population ist zu klein. Der Bestand würde schnell zusammenbrechen und es gibt zu wenige Züchter_innen, die bereit sind, organisiert reine Wildfanglinien zu züchten. Es bedarf bei diesem Unterfangen einem Populationsmanagement wie man es bei Zoologischen Gärten kennt und ein unbedingtes Vertrauen in alle Mitglieder der Zuchtgemeinschaft. Das Einkreuzen eines Heimtier-Hamsters in die Wildlinien kann alles zunichte machen.
Die realistischere Möglichkeit ist, mit den Beständen die wir haben weiterzuarbeiten. Bei einem Campbell-Zwerghamster dessen Großvater in 6. Generation ein Dsungarischer Zwerghamster war, treten keine Erbschäden mehr auf. Da es uns sowieso unmöglich ist, ein Gen-Screening anzuwenden um die Artreinheit zu überprüfen, sollten wir uns darauf konzentrieren, erbgesunde Tiere zu züchten, die in Körperbau, Farbe und Verhalten ihrer Art entsprechen und deren Vorfahren aus seriösen Zuchten kommen.
Hybriden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Hybride
Zwerghamsterhybriden:
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