Peruanische Samtschrecken

Die Samtschrecke (Peruphasma schultei) befindet sich erst seit wenigen Jahren in der Terrarienhaltung, da diese Art erst 2004 im Grenzgebiet zwischen Peru und Ecuador entdeckt wurde und dort wahrscheinlich auf einer Fläche von nur fünf Hektar endemisch vorkommt. Im Rahmen eines Naturschutzprogramms wurden in den folgenden drei Jahren sehr viele Tiere nachgezüchtet und die Nachkommen jeweils zur Hälfte im Fundgebiet ausgesetzt oder an Insektenhalter_innen verkauft. Dieses Vorgehen hatte positive Effekte auf das Schutzgebiet und hat die Spezies wohl auch vor dem Aussterben bewahrt: Innerhalb kürzester Zeit hat sich P. schultei zu einer sehr häufig gehaltenen Phasmiden-Art entwickelt.

 

Biologie

 

Bei Samtschrecken besteht ein ausgeprägter Geschlechtsdimorphismus: Die Männchen erreichen mit 40 bis 50 mm nur etwa zwei Drittel der Größe der Weibchen (55 - 70 mm). Die Körperpberfläche ist grauschwarz und von samtiger Textur, die Augen sind gelb, die Fühler schwarz und gelb geringelt. Die Mundwerkzeuge sind orangebraun. Besonders auffallend sind die fächerförmigen Flügel deren Vorderteil schwarz mit weißem Netzmuster aufweist und deren hinterer Teil leuchtend rot ist.  
P. schultei ist nachtaktiv und ruht tagsüber in ihrer Futterpflanze. Bei Störung nehmen Individuen meistens eine Drohhaltung mit aufgestellten Flügeln und nach oben gekrümmtem Abdomen ein. In den meisten Fällen flüchten die Tiere, es kann jedoch auch vorkommen, dass sie das leicht reizende Abwehrsekret Peruphasmal versprühen.

 

Bei der sich teilweise über mehrere Tage oder gar Wochen hinziehenden Paarung trägt das Weibchen das Männchen auf dem Rücken. Aus den Eiern schlüpfen nach vier bis fünf Monaten etwa 15 mm lange Jungtiere. Sie sehen den Eltern bereits nach der ersten Häutung sehr ähnlich, haben jedoch noch keine Flügel. Zunächst sind die Jungtiere sehr gesellig und finden sich tagsüber an einem gemeinsamen Schlafplatz zusammen. Dieses Verhalten verschwindet jedoch mit der Zeit bis die Tiere nach etwa sechs Monaten zur vollständigen Imago ausgewachsen sind. Die Lebenserwartung beträgt neun Monate für Männchen und zwei Jahre für Weibchen.

Haltung

 

Samtschrecken sind sehr leicht zu haltende Terrarientiere und sind sowohl für Neulinge als auch Fortgeschrittene interessant. Bei Phasmiden ist zunächst zu klären, ob die vorausgesetzte Futterpflanze erhältlich ist. Da die natürliche Nahrung, der Peruanische Pfefferbaum (Schinus molle) selten erhältlich ist, muss auf eine Ersatzpflanze ausgewichen werden. Hier eignet sich der relativ häufige und teilweise als immergrüne Sorte vorkommende Liguster (Ligustrum), aber ebenso auch Flieder (Syringa), Forsythien (Forsythia) und Aukuben (Aucuba).

 

Als Unterbringung sind sowohl hohe Terrarien als auch Aquarien mit Gazedeckel empfehlenswert. Für eine Gruppe von fünf bis zehn Tieren reicht ein Raumvolumen von etwa 80 Litern. Die Einrichtung des Beckens kann aus der Futterpflanze und einigen Zweigen bestehen. Als Bodengrund können sowohl Walderde als auch einfaches Papier gewählt werden. Raumtemperatur ist für die Haltung ausreichend, für die Zucht wird oft eine höhere Temperatur von 24 °C empfohlen. Die Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60% ist oft allein schon durch die Futterpflanze gegeben. Eine zusätzliche Wasserstelle wird auch zum Trinken aufgesucht.  Um die Tiere vor dem Ertrinken zu bewahren, sollte die Vase der Futterpflanze abgedichtet und Trinkwasser in einer flachen Schale mit Wasser und Watte angeboten werden.

 

Ausgewachsene Weibchen können wenige Tage nach der letzten Häutung bereits Eier legen. Dies geschieht einerseits geschlechtlich oder auch ungeschlechtlich (Parthenogenese). Jungfernzeugung bringt jedoch ausschließlich Weibchen hervor. Die Eier werden entweder einfach fallen gelassen oder in Erde vergraben. Es empfiehlt sich also, zumindest einen Topf voll angefeuchtetem Kokoshumus oder Walderde anzubieten. Um den Schlupf der Nymphen zu beschleunigen, kann das Terrarium auf etwa 26 °C geheizt werden. Die Jungtiere können bei den Eltern verbleiben.

Kurzinfo

PSG-Nummer 270
   
Temperatur 24 °C
Luftfeuchtigkeit 40 - 60%
Terrarium Hochterrarium , gut belüftet
   
Futterpflanze Liguster, Flieder, Forsythien, Aukuben
   
Inkubationsdauer 4 - 5 Monate
Imaginalhäutung 6 Monate
Lebenserwartung Männchen ca. 9 Monate; Weibchen max. 2 Jahre