Studie: Verhalten in verschiedenen Käfiggrößen

In der Ratgeberliteratur werden zur Größe von Käfigen und Terrarien in der Heimtierhaltung meist Mindestmaße angegeben. Es gilt jedoch allgemein der Leitsatz: Je größer desto besser. Zwar sind die Abmessungen der Unterkunft nicht allein entscheidend für das Wohlbefinden von Kleinsäugern in Menschenhand, jedoch lässt sich ein positiver Effekt wissenschaftlich nachweisen.

 

Eine entsprechende Studie haben Gebhardt-Henrich et al. (2005) veröffentlicht. Um festzustellen, welche Käfigabmessungen für Goldhamster am geeignetsten sind, wurden insgesamt 60 Tiere in Käfigen unterschiedlicher Größe gehalten und ihr Verhalten beobachtet. Annahmen über das Wohlbefinden der einzelnen Tiere wurden vor allem aus der Zeit, die sie mit stereotypischem Gitternagen verbringen, abgeleitet.

Versuchsaufbau

Die insgesamt 60 weiblichen Goldhamster wurden für etwa 3 Monate in verschieden großen Käfigen beobachtet:

  • 1.800 cm²
    (entspricht z. B. 60 x 30 cm; oder der Laufbodenfläche eines Laborkäfigs Typ IV)
  • 2.500 cm²
    (entspricht z. B. ca. 60 x 40 cm)
  • 5.000 cm²
    (entspricht z. B. 100 x 50 cm)
  • 10.000 cm²
    (entspricht z. B. ca. 120 x 80 cm)

Die Einrichtung war in allen Käfigtypen gleich (Holzhaus, Laufrad, Sandbad, Äste, Kartonrolle, Futterschale, Trinkflasche, Heu, Papiertücher). Unter anderem wurden Aktivitäten der Tiere wurden zu bestimmten Zeitpunkten per Video sowie die Umdrehungen im Laufrad aufgezeichnet und ausgewertet.

Ergebnisse

Das Laufradlaufen war in allen vier Käfigtypen die am meisten gezeigte Aktivität. Die durchschnittliche Zahl der Umdrehungen unterschied sich in den vier Käfigtypen nicht. Ausgiebiges Putzen wurde in allen Käfigtypen etwa in gleichem Umfang und vermehrt im Sandbad gezeigt.

Es gab auch auch Verhaltensunterschiede, die mit der Größe des Käfigs in Zusammenhang stehen. So verbrachteten die Individuen in kleineren Käfigen mehr Zeit auf dem Dach ihres Holzhauses.

Zwar zeigten Goldhamster in allen vier Haltungsformen das stereotypische Gitternagen, jedoch wurde das Verhalten weniger gezeigt, je größer der Käfig war. Das Nagen an den Käfigstangen wurde insgesamt ausdauernder gezeigt als Nagen an Ästen, Papprolle oder Haus. (vgl. ebd.)

Aus ihren Beobachtungen leitet die Forschungsgruppe ab, dass die Haltung auf einer Grundfläche von mindestens 10.000 cm² besser für das Wohlbefinden von Goldhamstern ist, da hier weniger Gitternagen gezeigt wird. Die an der Studie Beteiligten kennzeichnen das sich in gleichförmiger Weise wiederholende Gitternagen als stereotyp und erklären, dass Stereotypien Anzeichen für ein verringertes Wohlbefinden wegen unzureichender Haltungsbedingungen sein können. (vgl. ebd.)

 

Dennoch erkennen Gebhardt-Henrich et al. (2005),  dass wohl auch Abmessungen von 1 m² das stereotype Gitternagen nicht verhindert. Viel mehr verweisen sie auf die Wichtigkeit geeigneter Strukturierung der Käfige eine Rolle spielt, sodass ein Hamster mehr Beschäftigungsmöglichkeiten hat. Eine möglichst tiefe Einstreu (siehe hierzu auch Kräh 2020) wird genauso betont wie das Anbieten eines Sandbads. Auch eine Studie von Wiedenmayer (1996) zur Entwicklung stereotypen Scharrens bei jungen Rennmäusen weist darauf hin, dass nicht die Käfiggröße entscheidend ist, sondern die Reizarmut in standardisierten Käfigen.

mehr

 Gebhardt-Henrich, S.; Fischer, K.; Steiger, A. (2005): Das Verhalten von Goldhamstern in verschiedenen Käfiggrössen. KTBL-Bericht 37. Int. Tagung Angewandte Ethologie in Freiburg i. Br., KTBL Schrift 441, KTBL Darmstadt: S. 115 119.

https://www.tierschutz.vetsuisse.unibe.ch/unibe/portal/fak_vetmedizin/c_dept_dcr-vph/e_inst_tierschutz/content/e191756/e191761/e753472/e753514/GebhardtFischer2005GrssenHamster_ger_eng.pdf

 

Kräh, S.  (2020): Studie: Streutiefe für Goldhamster. SdfdkKrh., Shttps://ratfrett.jimdofree.com/2020/05/18/studie-streutiefe-f%C3%BCr-goldhamster/

https://ratfrett.jimdofree.com/2020/05/18/studie-streutiefe-f%C3%BCr-goldhamster/

 

Wiedenmayer, C. (1996): Effect of cage size on the ontogeny of stereotyped behaviour in gerbils. Applied Animal Behaviour Science, 47 (3–4): S. 225–233. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/0168159195006524

https://ratfrett.jimdofree.com/2020/05/18/studie-streutiefe-f%C3%BCr-goldhamster/