Studie: Streutiefe für Goldhamster

Goldhamster (Mesocricetus auratus) verbringen einen Großteil des Tages in komplexen Erdbauten von bis zu 9 m Länge. Diese selbst gegrabenen Höhlensysteme liegen durchschnittlich 50 cm unter der Erdoberfläche (Gattermann et al. 2001). Für die Heimtierhaltung werden bis heute jedoch größtenteils Gitterkäfige mit einer relativ niedrigen Streuwanne verwendet. Graben und das Anlegen von Tunneln sind hier nicht möglich.

 

Bereits früh wurde nachgewiesen, dass Goldhamster, bei einer Haltung ohne Einstreu und Nistmaterial aggressiv werden und die Nahrungsaufnahme einstellen (vgl. Lochbrunner 1956). Eine Schweizer Studie im Rahmen einer Dissertation von Hauzenberger et al. (2006) zeigte, dass das Wohlbefinden von Goldhamstern steigt, je tiefer die Einstreu ist.

Für den Versuch wurden insgesamt 45 Goldhamster beobachtet, die jeweils in Einzelkäfigen mit 10 cm , 40 cm und 80 cm tiefer Einstreu gehalten wurden. Über Videoaufzeichnung wurde die Aktivität über den Tagesverlauf mit besonderer Aufmerksamkeit auf stressbedingtes und stereotypes Verhalten erfasst. Ebenso wurden unter anderem das Verhalten beim zweitäglichen Handling und das Stresshormonlevel ausgewertet. (vgl ebd.)

 

Hamster, denen eine Streutiefe von 40 cm oder 80 cm angeboten wurde, begannen bereits am ersten Tag mit dem arttypischen Graben von Gängen mit Schlafkammer. Stereotypes Gitternagen zeigten Tiere auf 40 cm tiefer Einstreu deutlich weniger als jene auf 10 cm tiefem Substrat. Hamster, denen 80 cm tiefe Einstreu zur Verfügung stand, nagten gar nicht am Gitter. Ebenso wurde das zur Verfügung stehende Laufrad weniger genutzt, je tiefer die Einstreu war. (vgl. ebd.)

 

Dennoch zeigte sich auch, dass insbesondere die Tiere, die 80 cm tiefes Substrat zur Verfügung hatten,  weniger zahm waren und einen höheren Körperfettanteil aufwiesen. Zudem wurden sie erst später am Abend aktiv als Tiere der Testgruppen mit 10 cm und 40 cm Streutiefe. Eine Streutiefe von 40 cm stellt sich somit als Kompromiss für die Heimtierhaltung dar: Die Tiere sind ausgeglichener und können ihr arttypisches Verhalten zeigen, bleiben aber dennoch zutraulich und handhabbar. (vgl. ebd.)

 

Die Hormondaten für chronischen Stress zeigten keinen Unterschied bezüglich der Streutiefe. Dennoch schließen Hauzenberger et al. (2006), dass eine Streutiefe von mindestens 40 cm das Wohlbefinden von Goldhamstern in Menschenhand wahrscheinlich verbessert und am ehesten dem Verhalten im Freiland entspricht.

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Gattermann, R; Fritzsche, P.; Neumann, K; Al-Hussein, I.; Kayser, A.; Abiad, M. & Yakti, R. (2001): Notes on the current distribution and the ecology of wild golden hamsters (Mesocricetus auratus). Journal of Zoology, 254: S. 359–365.

 

Hauzenberger, A. R.; Gebhardt-Henrich, S. & Steiger, S. (2006): The influence of bedding depth on behaviour in golden hamsters (Mesocricetus auratus). Applied Animal Behaviour Science, 100: S. 280-294. http://biblio.unibe.ch/download/eldiss/05hauzenberger_a.pdf#page=11

 

Lochbrunner,  A. (1956): Beiträge zur Biologie des Syrischen Goldhamsters (Mesocricetus auratus) (Nehring). Zool. Jb. Phys. 66:. S. 389–428.