Studie: Streupräferenzen bei Farbmäusen

Das Angebot von kommerziell erhältlichen Einstreusorten für die Heimtierhaltung unterscheidet sich von dem für Labortiere, wo vor allem Holzgranulat verbreitet ist. In ihrer Studie zu Substratpräferenzen von Farbmäusen hat Kirchner (2010) Streusorten verschiedener Strukturen und Materialien einander gegenüber gestellt. Sie stellt Einstreu als wichtigen Faktor in der Haltung von Labortieren "mit Auswirkungen auf Bestandshygiene, Gesundheit und Physiologie der Tiere, Tierschutz, Arbeitssicherheit und Forschungsqualität“ (ebd.) dar. Sie vergleicht verschiedene Holzeinstreutypen anhand von Präferenztests. Die Testgruppen bestanden jeweils aus drei weiblichen Mäusen (n=252) und es wurden jeweils Wahlversuche bezüglich Struktur und Material der Einstreu unterschieden. (vgl. ebd.)

In zwei Versuchsblöcken wurden den Mäusen insgesamt neun verschiedene Holzeinstreuprodukte zur angeboten. Die Mäuse hatten in einem durch eine Röhre verbundenen Doppelkäfig jeweils die Wahl zwischen zwei Alternativen. 

 

Wahlversuch 1 (Strukturaspekt) 

  • Faserstruktur gegen Granulatstruktur (fein)
  • Faserstruktur gegen Granulatstruktur (mittel)
  • Faserstruktur gegen Granulatstruktur (grob)

Wahlversuch 2 (Materialaspekt) 

  • Nadelholzfaser gegen Espenholzfaser
  • Nadelholzgranulat (fein) gegen Espenholzgranulat (fein)
  • Nadelholzgranulat (mittel) gegen Espenholzgranulat (mittel)
  • Nadelholzgranulat (grob) gegen Espenholzgranulat (grob)

Die Präferenz wurde anhand der individuell gemessenen Aufenthaltszeit auf den jeweils angebotenen Substratalternativen abgeleitet. In beiden Wahlversuchen konnte Kirchner (2010) eindeutige Präferenzen nachweisen — insbesondere in den Ruhephasen der Tiere. Die Mäuse bevorzugten in Wahlversuch 1 Faserstruktur gegenüber Granulatstruktur (von grob nach fein) und in Wahlversuch 2 Espenholz gegenüber Nadelholz. Lediglich bei der Wahl zwischen feinem Nadelholzgranulat und feinem Espenholzgranulat war keine Präferenz feststellbar.

Ebenso untersucht wurden die Einstreuprodukte hinsichtlich Nestbaueignung, Ammoniakentwicklung und Gewichtsentwicklung der Tiere. Während sich keine Unterschiede in der Gewichtsentwicklung der eingesetzten jungen Mäuse ablesen ließen, konnten Unterschiede bezüglich der Ammoniakkonzentration in der Käfigumgebung festgestellt werden. Die gemessenen Werte waren für die Gesundheit der Tiere jedoch unerheblich. Bei der Feststellung der Eignung des Streus zum Nestbau, ist nachweisbar, dass lediglich Strukturfaser und grobes Granulat überhaupt Nestbau zulassen: "Das grobe Granulat wurde, verglichen mit den beiden feineren Granulaten, noch am meisten genutzt. Eine mögliche Erklärung ist, dass sich die Mäuse mangels zusätzlich vorhandenen Nestbaumaterials mit der Einstreu auch ihre Schlafnester bauen mussten." (ebd.).

 

Kirchner (2010) empfiehlt daher im Sinne des Tierwohls die Verwendung von Faserstreu bzw. Espenholzstreu, oder am besten eine Espenfaserstruktur als Einstreu. Ist keine Faserstreu erhältlich, sollte grobes Granulat gegenüber feinem bevorzugt werden. Sie spricht sich sogar eindeutig gegen die Verwendung von feinen Granulaten aus, da diese aufgrund ihrer "geringen Form- und Manipulierbarkeit" (ebd.) den Tieren kaum Möglichkeit zur für das Wohlbefinden wichtigen Umweltkontrolle geben (siehe hierzu auch Kräh 2020).

Ebenso empfiehlt Kirchner (2010) eine dickere Streuschicht als derzeit in der standardisierten Laborhaltung üblich und verweist auf die Studie zur Streutiefenpräferenz bei Goldhamstern von Hauzenberger et al. (2006). Ebenso spricht sie sich für das standardmäßige Anbieten von Nestmaterial für Labormäuse aus, um den Tieren einen adäquten Nestbau zu ermöglichen.

mehr

Hauzenberger, A. R.; Gebhardt-Henrich, S. & Steiger, S. (2006): The influence of bedding depth on behaviour in golden hamsters (Mesocricetus auratus). Applied Animal Behaviour Science, 100. S. 280-294.

 

Kirchner, J. (2010):  Präferenzen in Gruppen gehaltener Labormäuse für verschiedene Einstreustrukturen und -materialien. Inaugural-Dissertation. Tierärztliche Hochschule Hannover.

https://elib.tiho-hannover.de/servlets/MCRFileNodeServlet/etd_derivate_00001177/kirchnerj_ws10.pdf

 

Kräh (2020): Studie: Wohlbefinden von Nagetieren in Laborhaltung. https://ratfrett.jimdofree.com/2020/05/06/studie-wohlbefinden-von-nagetieren-in-laborhaltung/