Farbvarianten des Roborowski-Zwerghamsters

Der Roborowski-Zwerghamster (Phodopus roborovskii) wurde 1903 erstmals wissenschaftlich beschrieben. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 5,3 - 8,1 cm ist er deutlich kleiner als der Campbell-Zwerghamster (Ph. sungorus) und der Dsungarische Zwerghamster (Ph. sungorus). Anfang der 1970er Jahre gelangten die ersten Tiere in die zoologischen Gärten von Berlin-Friedrichsfelde, Moskau und London. Wissenschaftliche Studien unter Laborbedingungen erschienen spätestens Ende der 1980er Jahre. Kurz darauf kamen die ersten Tiere in den Heimtierhandel. Nach beinahe 30 Jahren sind einige Farb- und Zeichnungsvarianten aufgetreten, die die Zucht von Roborowski-Zwerghamstern sehr interessant machen.

Wildfarbe

Der wildfarbene Roborowski-Zwerghamster ist oberseits warm sandbraun mit einem leichten dunkelbraunen Ticking. Die Haarbasis ist schiefergrau. Das Bauchfell ist ebenso wie die Füße sind weiß. Der Bereich um die Tasthaare an der Schnauze und über den Augen ist weiß, die Ohren sind fleischfarben. Die Augen sind schwarz. (vgl. NHC 2015)

Im Gegensatz zu anderen Phodopus-Arten hat der Roborowski-Zwerghamster keinen Aalstrich und auch keine Dreibogenlinie an den Flanken. Denoch sollte die in einer Abwärtskurve von den Vorderbeinen über die Hinterbeine zur Schwanzwurzel verlaufende Trennlinie zwischen Oberfarbe und Unterfarbe scharf abgegrenzt sein.

Mutationen

Blue

Blue/Nonagouti (a/a) ist die jüngste Farbmutation
Blue/Nonagouti (a/a) ist die jüngste Farbmutation

rezessiv: a/a

Die Variante ist wahrscheinlich erstmals in Tschechien aufgetreten. 2017 wurden gescheckte Roborowski-Zwerghamster mit dunkelblaugrauer Färbung angeboten und haben sich schnell verbreitet. Mittlerweile sind auch einfarbige Tiere ohne Scheckung erreicht worden. Es ist davon auszugehen, dass es sich um die Nonagouti-Mutation handelt, wie sie bei vielen anderen Tierarten vorkommt.

Cinnamon

rezessiv: b/b

Die Farbe ist 2008/2009 in Tschechien aufgetreten. Während sie vom NHC (2015) als Mutation auf dem Brown-Locus (b/b) definiert wird, nutzt de Vries (2019) das Symbol c/c, welches eigentlich artübergreifend für die Albino-Mutation auf dem Colour-Locus steht. Nordeuropäische Zuchtvereine nennen die Farbvariante Argente und verwenden das Symbol p/p (vgl. DHF o. J.; SHF o. J.; Suomen Hamsteriyhdistys Ry 2020).

Die Fellfarbe ist oberseits deutlich zu cremefarben aufgehellt. Die Haarbasis ist mittelbraun. Jungtiere haben rubinrote Augen, die jedoch im fortschreitenden Alter immer dunkler werden und dann kaum mehr von schwarzen Augen der Wildfarbe zu unterscheiden sind. Nur in Kombination mit Scheckungsmutationen bleibt die Rubinfärbung der Augen erhalten (vgl. de Vries 2019).

Husky

rezessiv: h/h

Die Mutation ist auch als Rezessive Whiteface-Mutation bekannt. Zwerghamster dieses Farbschlags haben ein helles Gesicht. Das Rückenfell ist aufgehellt und erinnert an Cinnamon. Auch bereits wenn die Husky-Mutation heterozygot vorliegt (H/h), ist das Fell leicht aufgehellt (Braak 2020). 

Whiteface

dominant: Wf/wf
Zwerghamster dieses Farbschlags haben ein helles Gesicht.Im Gegensatz zur rezessiven Whiteface-Mutation ist das Rückenfell so gut wie gar nicht aufgehellt (vgl. Buckland 2009).

Es wird davon ausgegangen, dass die Mutation homozygot letal ist (Braak 2020).

Piebald (Rezessiv)

Blue Mottled (a/a s/s) in typischem Scheckungsmuster
Blue Mottled (a/a s/s) in typischem Scheckungsmuster

rezessiv: s/s

Die Mutation ist wahrscheinlich Ende der 2000er Jahre erstmals aufgetreten und ist vor allem als Mottled oder Piebald bekannt (vgl. Buckland 2009). In den Niederlanden sind die Namen Gevlekt (NKV 2019) und Bont (de Vries 2019) gebräuchlich. Das Fell ist über Kopf und Körper unregelmäßig gescheckt. Meist ist das Gesicht weiß und ein weißer Halskragen zu erkennen. Trägertiere (S/s) haben oftmals mehr weiße Haare an den Ohren und einen kleinen weißen Fleck im Schulter-Bereich (Braak 2020).

Die Augen sind schwarz oder in Kombination mit b/b rubinrot (vgl. de Vries 2019; NKV 2019).

Piebald (dominant)

dominant: Ds/ds

 

Die Mutation ist Ende der 2000er Jahre kurz nach Einführung der rezessiven Scheckung erstmals entdeckt worden. Das Fell ist über Kopf und Körper unregelmäßig gescheckt. Das Scheckungsmuster gleicht der rezessiven Scheckung, jedoch sind die weißen und ausgefärbten Bereiche nicht so scharf voneinander abgegrenzt (Braak 2020).

Auf Webseiten der meisten Züchter_innen und Zuchtvereine finden sich keine Hinweise zur homozygoten Ausprägung der dominanten Scheckung. Im Standard der finnischen Suomen Hamsteriyhdistys Ry (2020) wird neben dem Gencode Ds/ds auch Ds/Ds angegeben.

Kombinationen

Alle oben genannten Farb- und Zeichnungsmutationen können miteinander kombiniert werden. Hierbei entstehen neue Varianten, die sich von den Ausgangsmutationen ebenso wie von den anderen Kombinationen unterscheiden. Ebenso existieren auch Varianten, die über unterschiedliche Kombinationen erreicht werden können.

Platinum

H/h Wf/wf

Jungtiere sehen mit weißem Gesicht und aufgehelltem Rückenfell zunächst aus wie Husky. Im fortlaufenden Alter verblassen die Tiere jedoch zusehens, bis sie mit einem Jahr komplett weiß sind. (vgl. Buckland 2009)

Snowbear

Ds/ds s/s

Augen schwarz. Das Fell ist weiß bis auf einen gefärbten Fleck auf dem Kopf.

Die Augen sind schwarz oder in Kombination mit b/b rubinrot (vgl. de Vries 2019).

Der dänische Zuchtverband DHF (o. J.) nennt die Variante White Headspot und gibt den Gencode Ds/ds S/s an.

white

Black Eyed White (s/s W/f w/f)
Black Eyed White (s/s W/f w/f)

h/h Wf/wf (de Vries 2019; Braak 2020)

Ds/Ds s/s (de Vries 2019)
s/s Wf/wf (Buckland 2009)


Das Fell ist weiß. Bei der Whiteface-Kombination h/h Wf/wf sollen die Ohren und die Basis der Rückenhaare hellgrau sein (Dark Eared White), während Tiere basierend auf homoygot-dominanter Scheckung bzw. der Kombination Ds/Ds s/s oder der Kombination s/s Wf/wf rein weiß sind (Pure White). (vgl. ebd.)

Die Augen sind schwarz (Black Eyed White) oder in Kombination mit b/b rubinrot (vgl. de Vries 2019).

Der dänische Zuchtverband DHF (o. J.) gibt den Gencode Ds/ds s/s an.

Chocolate

a/a b/b (Kräh 2020)

 

Die Kombination aus der Braunaufhellung und Non-Agouti. Das Fell ist durchgehend hellbraun und erinnert an sehr helles Chocolate oder sehr braunes Lilac beim Campbell-Zwerghamster. Die Augen sind schwarz.

 

mehr

Braak, M. (2020): Kleuren en mutaties. https://www.dwerghamster.nl/roborovski/kleuren_en_mutaties/index.php

 

Buckland, T. (2009): Oak Farm Roborovskis. http://www.oakfarmrabbitsandrodents.co.uk/robo/breeding.html#colours

 

De Vries, S. (2019): Kleuren bij de Roborovski dwerghamster. https://www.roborovski.nl/kleuren

 

DHF. Dansk Hamster Forening (o. J.): Roborovskis dværghamster. https://hamsterforeningen.dk/sites/default/files/udstilling/standard-roborovskis.pdf

 

Kräh, S. (2020): Neue Farbvariante beim Roborowski-Zwerghamster. https://ratfrett.jimdofree.com/2020/05/22/neue-farbvariante-beim-roborowski-zwerghamster/

 

NKV. Nederlandse Knaagdierenfokkers Vereniging. Roborovski dwerghamsters. https://www.kleineknaagdieren.nl/dwerghamsters/roborovski/algemeen/index.php

 

NHC. National Hamster Council. (2015): The National Hamster Council Handbook. https://hamsters-uk.org/otherdocuments/handbook2015.pdf

 

Ross, P. D. (1994): Phodopus roborovskii. Mammalian Species 459: S. 1-4. https://doi.org/10.2307/3504098

 

SHF. Svenska Hamster föreningen (o. J.): Genetik för Roborovskis dvärghamster. http://www.hamsterforeningen.se/våra-arter/dvärghamster/genetik-roborovski-20202561

 

Suomen Hamsteriyhdistys Ry (2020): Värimuunnokset ja kuviot. Roborovskin värimuunnokset ja kuviot. http://hamsteriyhdistys.fi/hamsteritietoa/roborovski/varit-kuviot/