Die verschiedenen Unterarten der Hausratte (Rattus rattus) sind über weite Teile der Erde verbreitet. In Mitteleuropa galt diese Spezies als Hauptüberträger der Pest. Mittlerweile ist die Hausratte oder Dachratte vor allem in Deutschland selten geworden. In manchen Bundesländern, wie zum Beispiel Hessen und Nordrhein-Westfalen ist sie sogar ausgestorben. Zwar gab es vor etwa 100 Jahren vor allem in England Bemühungen, mit Rattus rattus eine weitere Heimtierratte neben der Farbratte (Rattus norvegicus f. dom.) zu züchten, jedoch setzte sich dies nicht durch. Nur selten findet man echte Hausratten in Kleinanzeigen. Selbst in zoologischen Gärten werden immer wieder Farbratten als Hausratten (Rattus rattus) ausgeschildert.
Wilde Hausratten kommen in unterschiedlich gefärbten Varianten (Phasen) vor. Traditionell wurden diese den am besten bekannten Unterarten zugeordnet: R. r. rattus, R. r. alexandrinus und R. r. frugivorus. Auch heute noch ist eine Benennung der schwarzgrauen Form als rattus-Typ, der braunen Form als alexandrinus-Typ und die Form mit weißer Körperunterseite als frugivorus-Typ geläufig. (vgl. Caslick 1956; Kambe et al. 2012)
Zwar sind auch weitere Fellmutationen beschriebenen, jedoch findet sich hierzu kaum neuere wissenschaftliche Literatur. Ebenso sind Fotografien von entsprechenden Varianten sehr selten.
Fotografisch relativ zwar gut belegt sind aufgehellte (fawn) und weiße Exemplare im berühmten Karni-Mata-Tempel in Deshnok (Rajasthan). Allerdings bleibt fraglich, ob es sich bei den ca. 25.000 Ratten an diesem Ort um Rattus rattus handelt. Sie sehen den europäischen und nordamerikanischen Hausratten, von denen sehr viele Fotos existieren, nicht wirklich ähnlich und könnten auch einer der zehn anderen in Indien bekannten Rattus-Arten angehören.
Die folgende Auflistung ist wahrscheinlich unvollständig und kann zudem verschiedene Bezeichnungen für die gleiche Farbvariante beinhalten. So sehen sich Silbergrau und Blue auf
Schwarzweiß-Aufnahmen sehr ähnlich und auch die Farben Cream und Fawn könnten auf ein und derselben Mutation basieren.
Grünschimmernde Hausratten sollen um 1920 in England gezüchtet worden sein. Ein historischer Bericht über den Fund einer langhaarigen "Maus" wurde später von Grüneberg (1943) als Fund einer langhaarigen Hausratte gedeutet, da das Tier als schwarz gefärbt beschrieben wurde und gleich zwei Mutationen bei einem
einzelnen Tier unwahrscheinlich sind.
Variante | Quelle |
Schwarz, dominant (black extension) | Tomich & Kami (1966) |
Schwarz, rezessiv (nonagouti) | Tomich & Kami (1966) |
Cinnamon | Patterson (1920) |
Silbergrau | Hemmer (1983, S. 101) |
Blue | Feldman (1926) |
Cream | Feldman (1926) |
Fawn | Fotos |
Albino | Schmidt (1985, S. 203); Kolazy (1871) |
White-Spotting (Kragenscheckung) | Kambe et al. (2012) |
"greenish-coloured" (grünlich) | Alderton (1996, S. 29) |
Angora (Langhaar) | Grüneberg (1943, S. 71) |
Quellen
Alderton, David (1996): Rodents of the World. Facts on File.
Caslick, James W. (1956): Color Phases of the Roof Rat, Rattus rattus. Journal of Mammalogy, Volume 37, Issue 2. S. 255–257. https://doi.org/10.2307/1376686
Feldman, Horace W. (1926): Unit character unheritance of color in the Black Rat, Mus rattus. Genetics 11. S. 456-465. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1200911/pdf/456.pdf
Grüneberg, Hans (1943): The Genetics of the Mouse. Cambridge University Press
Hemmer, Helmut (1983): Domestikation. Verarmung der Merkwelt. Vieweg, Braunschweig
Kambe, Y. & Tanikawa, Tsutomu & Matsumoto, Yasuharu & Tomozawa, Morihiko & Aplin, Ken & Suzuki, Hitoshi e. (2011). Origin of Agouti-Melanistic Polymorphism in Wild Black Rats (Rattus rattus) Inferred from Mc1r Gene Sequences. Zoological Science, 28. 560-7. 10.2108/zsj.28.560.
Kambe, Y., K. Nakata, S. P. Yasuda & H. Suzuki (2012): Genetic characterization of Okinawan black rats showing coat color polymorphisms of white spotting and melanism. Genes Genet. Syst. 87 , S. 29–38. https://www.jstage.jst.go.jp/article/ggs/87/1/87_1_29/_pdf
Kolazy, Josef (1871): Ueber die Lebensweise von Mus rattus varietas alba. http://www.zobodat.at/pdf/VZBG_21_0731-0734.pdf
Morgan, T. H. (1909): Breeding Experiments with Rats. The American Naturalist 43, No. 507. S. 182–185. https://doi.org/10.1086/279043
Patterson, J. T. (1920): A new variety of the Roof Rat. Science 10, Vol. 52, Issue 1341, S. 249-250. DOI: 10.1126/science.52.1341.249
Schmidt, Günther (1985): Hamster, Meerschweinchen, Mäuse. Ulmer
Tomich , P. Quentin & Kami , Harry T. (1966): Coat Color Inheritance of the Roof Rat in Hawaii. Journal of Mammalogy, Volume 47, Issue
3. S. 423–431. https://doi.org/10.2307/1377683
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