Ich erhielt 2006 eine kleine Gruppe von Striemengrasmäusen. Die Tiere waren damals unter dem Namen Rhabdomys pumilio bekannt und relativ häufig anzutreffen. Den meisten Autor_innen zufolge
handelte es sich um die einzige Art der Gattung Rhabdomys.
Mittlerweile liest man immer häufiger von der sogenannten Feuchtgebiets-Striemengrasmaus (Rhabdomys dilectus), die neben der altbekannten pumilio-Form gezüchtet und gehandelt
wird.
Was hat es mit den beiden Arten auf sich?
Uneinigkeit
Ob es nun eine, zwei oder mehr Arten von Rhabdomys gibt, ist Ansichtssache. Happold (2015) erkennt nur Rhabdomys pumilio an,
verweist jedoch darauf, dass Rambau & Robinson (2003) wie auch Musser & Carleton (2005) zwei Arten unterscheiden.
R. pumilio ist demnach die eher westliche Form, zu finden in ariden (xeric) Habitaten von West-Südafrika, dem nördlichen Namibia, Mittel- und Süd-Botswana und
Südwest-Angola.
R. dilecetus ist als eher östliche und nördliche Form anzusehen, die gemäßigte bis feuchte (mesic) Gebiete in Uganda, Kenia, Ost-Simbabwe und Ost-Südafrika bewohnt.
Coetzee & van der Straeten (2008) nennen die Möglichkeit, dass es sich bei Rhabdomys um einen Komplex von fünf möglichen Arten handeln kann, folgen jedoch Happold, der dilcetus als Unterart in Rhabdomys pumilio subsumiert.
Rhabdomys pumilio
Etwa um Mitte der 00er Jahre war die Art dann relativ häufig in der Terrarienhaltung anzutreffen und wird seitdem auch durchgehend in der Tierbestandsliste der BAG Kleinsäuger gemeldet. Ab 2013 unter dem deutschen Namen Küsten-Striemengrasmaus. In öffentlichen Ausstellungen findet man die Tiere derzeit noch im Privaten Museum Berlin-Marienfelde, im Münchner Tierpark Hellabrunn und im Zoo Wuppertal.
Rhabdomys dilectus
Unterscheidung
Hauptausschlag für die Unterscheidung von zwei Arten ist eine Genanalyse von Rambau & Robinson, nach der R. pumilio einen
Chromosomensatz von 2n = 48 hat und R. dilectus 2n = 46 oder 48. Darüber hinaus wird das Fell von R. dilectus als dunkelbraun oder dunkelgrau beschrieben, während das Fell von
R. pumilio vergleichsweise blasser sei. Im Freiland ist klar zu beobachten, dass der das eher kleine Verbreitungsgebiet von R. pumilio trockenene Savannen bis wüstenähnliche
Lebensräume Gebiete umfasst, während R. dilcetus in gemäßigten Feuchtgebieten zu finden ist. Darüber hinaus soll Rhabdomys dilectus im Gegensatz zu pumilio eher solitär
leben und es sollen Unterschiede im Paarungsverhalten bestehen. (ebd.)
Tatsächlich sehen sich die beiden Arten jedoch sehr ähnlich, sodass eine Unterscheidung ohne weiteres Hintergrundwissen kaum möglich erscheint. In der Diskussion unter Halter_innen wird teilweise
auch auf verschiedene Färbungen hingewiesen. Demnach soll Rhabdomys
dilectus bräunlicher (rötlich-braun) sein und Rhabdomys pumilio eher grauer. Die charakteristische Vier-Striemenzeichnung auf dem Rücken sei aber identisch. Auf der Webseite
zootierliste.de finden sich einige Fotos beider Arten.
Genauere Informationen zu Fanggebieten der Vorfahren sind derzeit die am einfachsten zu beschaffende Bestimmungshilfe.
Rhabdomys pumilio | Rhabdomys dilectus | |
Deutscher Name | Küsten-Striemengrasmaus | Feuchtgebiets-Striemengrasmaus |
Englischer Name | Xeric African Striped Mouse | Mesic African Striped Mouse |
In Europa seit spätestens | 1967 | 2002 |
In deutschen Zoos seit spätestens | 1975 | 2010 |
In deutschen Privathaltungen seit spätestens | 1979 | 2010 |
Lebensraum | trocken | gemäßigt/feucht |
Lebensweise | sozial | eher solitär |
Chromosomenzahl | 48 | 46-48 |
Fellfarbe | gräulich | bräunlich |
Fellfarbe (Rambau & Robinson) | blasser grau oder braun | dunkel grau oder braun |
mehr
Musser G.G. & M.D. Carleton, (2005): Superfamily Muroidea. In: D.E. Wilson and D.A. Reeder (Hrsg.), Mammal Species of the World: a geographic and taxonomic reference, S. 894-1531. The John Hopkins University Press, Baltimore, USA.