Ein Hornissennest

Obwohl mein Artikel über die Homozygot-letale Scheckung bei Degus von nur wenigen Menschen gelesen wurde, hat er doch innerhalb der Zuchtszene heftige Reaktionen ausgelöst. Bereits einen Tag nach Veröffentlichung habe ich Emails erhalten, in denen sich Züchterinnen, deren Daten ich ausgewertet habe, bei mir über den Artikel beschwerten.
Die Kritik fand auf mehreren Ebenen statt. Zum einen wurde mir vorgeworfen, mich gegenüber den Züchter_innen falsch verhalten zu haben, da ich nicht um Erlaubnis gefragt habe, die Daten auszuwerten und sie als Quellen zu nennen. Zum anderen wurde die Wissenschaftlichkeit und Validität der Statistik in Frage gestellt, da sie auf Daten 'aus dem Internet' basiert. Die Bemerkungen beider Züchterinnen lassen erahnen:

Die Ergebnisse anzunehmen würden ein Eingeständnis bedeuten, dass man die ganze Zeit unwissend gewesen ist und eventuell falsch gehandelt hat. 

Verwendung von Informationen ohne zu fragen?

Wie viele Menschen wissen, ist man weder aus wissenschaftlicher noch aus rechtlicher Sicht verpflichtet, Urheber_innen eines Textes zu informieren oder um Erlaubnis zu fragen, wenn Daten aus ihren Texten verwendet wurden. Wohl aber ist die Kennzeichnung der Quelle verpflichtend. Dennoch haben zwei Züchterinnen mich aufgefordert, ihre Webseiten als Quellennachweise zu löschen. 

Besonders schmerzhaft scheint an dieser Stelle zu sein, dass die Daten verwendet wurden, um einen unpopulären Befund nachzuweisen. Es ist natürlich schade, dass der Zuchtszene nicht früher bewusst war, dass reine Scheckenverpaarungen zu absterbendem Embryonen führen.
Aber man kann auf der einen Seite weder den Züchter_innen, die davon nichts wussten einen Vorwurf machen, noch denen die über die Problematik aufklären.
Wichtig ist jetzt, mit dem Wissen umzugehen. 
Aus der Luft gegriffene Behauptungen?

Aus diesem Grund ist eine andere Mail die ich erhalten habe weitaus irritierender. Mir wurde ohne jegliche Argumente Unwissenschaftlichkeit und üble Nachrede unterstellt. Die verwendeten und öffentlich zugänglichen Zahlen sprechen hierbei für sich und wurden von professioneller Seite überprüft. Ich habe nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten erhoben und ausgewertet und mich an akademische Regeln gehalten. 
Absichtlich gefälschte Zuchtdokumentation?
 
Geradezu absurd ist der Einwand einer Kritikerin, dass auf Zucht-Webseiten, für den Fall einer wie von mir durchgeführten Erhebung, absichtlich falsche Daten veröffentlicht würden. Dies zu kommentieren spare ich mir. Es möge sich jede_r ihren_seinen Teil denken.  
Ich weiß, dass es kein schönes Gefühl ist, wenn die eigene Zucht als Beispiel für einen jahrelang begangenen Fehler verwendet wird. Ich weiß ebenso, dass dies der Reputation nicht unbedingt förderlich ist. Dennoch möchte ich, obschon es im Artikel mehrfach zum Ausdruck kam, betonen, dass die öffentlich nachvollziehbare Zuchtdokumentation sehr lobenswert ist und einen wichtigen Beitrag zum Wissenserwerb innerhalb der Zucht von Degus liefert. Es ist vollkommen klar, dass alle Schecken-Züchter_innen so vorgegangen sind, wie die erhobenen Zuchten. Sie alle profitieren nun aus dem Wissen, das die anderen aufbereitet haben. 
Aus diesem Grund möchte ich dazu ermuntern, stolz auf den Beitrag zu sein, den man geleistet hat und mit den Ergebnissen zu arbeiten statt sie zu verneinen. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Moppel (Mittwoch, 21 Oktober 2015 12:10)

    Die Reaktionen waren zu erwarten, schade, dass bei den beschwerdeführenden Züchtern keine Veranlagung zur Selbstreflexion und Annahme von Kritik zu finden ist.
    Solche Untersuchungen zeigen, dass dringend ein offener Austausch über Zuchtbedingungen in der Deguhaltung nötig ist! Und ich beführworte stark eine öffentliche und gute Dokumentation jeder Zucht, denn in der Regel hat man ja nichts zu verstecken ;)