Nachbarn III: Grauer Steppenlemming

Steppenlemming (Lagurus lagurus)
Steppenlemming (Lagurus lagurus)

Der Name "Lemming" löst schnell Assoziationen vom Disney-Märchen eines suizidalen Nagetiervolkes aus. Natürlich sind die Geschichten über die Lemminge größtenteils Quatsch, zudem ist der Steppenlemming (Lagurus lagurus) kein eigentlicher Lemming. Es handelt sich bei ihm eher um eine Wühlmaus und einer seiner nächsten Verwandten ist die bei uns vorkommende auch als "Wasserratte" bekannte Schermaus (Arvicola amphibius).

Biologie

Die Bezeichnung Lemming für eine Wühlmaus ist dem äußeren Erscheinungsbild von Lagurus laggurus geschuldet. Der etwa 10 cm lange Körper und die Kopfform erinnern entfernt an Lemminge, die kleinen Ohren und der sehr kurze Schwanz tun ihr übriges.

Das Verbreitungsgebiet des Steppenlemmings sind die Steppen, Halbwüsten und Kuturland von West- und Zentralasien. In Kasachstan stellen er die häufigste Tierart dar und verursacht in fruchtbaren Saisonen erhebliche landwirtschaftliche Schäden. In der Mongolei teilt sich diese Art teilweise den Lebensraum mit dem Campbell-Zwerghamster.

 

Im Gegensatz zu den eher grabfaulen Zwerghamstern legen Steppenlemminge größere Bauten mit zwei bis drei Ausgängen an, die fast einen Meter ins Erdreich dringen. Die runden Nestkammern haben einen Durchmesser von 10 cm und werden mit getrockneten Gräsern und Wurzelfasern ausgepolstert. Neben diesem Wohnbau werden auch Fluchtgänge gegraben, die nur wenige Zentimeter unter der Erde liegen und bei der nächtlichen Futtersuche an der Oberfläche ein sicheres Entkommen vor Fressfeinden gewährleisten

Tagsüber verbergen sie sich in diesen Bauen. Nachts gehen sie auf die Suche nach Nahrung, die aus Pflanzenteilen aller Art besteht.

Haltung

Für die Haltung eignen sich sowohl Terrarien als auch Aquarien mit einer Kantenlänge von etwa 80 cm. Aquarien haben den Vorteil, dass sie sehr hoch eingestreut werden können, sodass die Tiere Gangsysteme anlegen können. Als Bodensubstrat für einsturzsichere Bauten eignet sich eine Mischung aus Holzstreu und Heu, jedoch können auch Baumwollstreu, Hanfstreu oder Erde mit eingebracht werden. Sowohl in Aquarien als auch in Terrarien können große Steine, Wurzeln, Äste und Körkröhren als Einrichtung angeboten werden. Herkömmliche Hamster- und Mäusehäuser werden ebenfalls gerne angenommen. Trinkwasser kann in einer Kleintiertränke angeboten werden, ein Futternapf ist nicht nötig, da Futter zur Beschäftigung der Tiere auf dem Boden verstreut werden sollte.

Ernährung

Mittlerweile hält der Handel, vereinzelt Futtermischungen für Steppenlemminge bereit. Dies ist die Konsequenz aus konstanten Beliebtheit der Wühler als Heimtiere. Hier gilt es jedoch, kritisch zu sein und die Inhaltsstoffe genau zu betrachten. Wie so viele Nagetiere aus kargen Lebensräumen neigt auch der Steppenlemming in der Heimtierhaltung zu Diabetes.
Hier empfiehlt sich eine zuckerarme Ernährung aus Gemüse, frischem Gras oder Laub und Kleinsaaten:

 

2 kg Premium-Wellensittichfutter

750 g Grassamen

500 g 6-Kornmischung (verschiedene Getreidesorten)

250 g Degufutter (bzw. getrocknete Kräuter)

 

Frischfutter das täglich gegeben werden kann und sollte:

 

Schwarzwurzel

Petersilienwurzel

Sellerie

Salatgurke

Zucchini

Sojasprossen 

Fenchel


Gänseblümchen

Löwenzahn

Petersilie

Basilikum

Katzengras

 

Hierzu auch der Artikel zum Sammeln von Grünfutter

Zucht

Aus zwei Steppenlemmingen können bei gut fünf Würfen im Jahr und der frühen Geschlechtsreife ganz rapide hunderte Tiere werden. Die Empfehlung lautet daher, lieber eine Gruppe gleichgeschlechtlicher Tiere zu halten.

Wird doch eine Zucht angestrebt, sollte genügend Platz, Zeit, Energie und Erfahrung vorhanden sein (siehe Artikel: Was bedeutet Zucht?). Es ist kein Hexenwerk, Männchen und Weibchen zusammen zu bringen, alles weitere geschieht ohnehin von alleine. Dennoch sollte man bedenken: Bei einem Paar das dauerhaft zusammenlebt, wird das Weibchen ununterbrochen Nachwuchs erhalten und dadurch physisch und psychisch dauerstrapaziert. Eine Gruppe von einem Männchen und mehreren Weibchen entlastet das einzelne Weibchen, jedoch schießt die Wurfzahl und -taktung in die Höhe: In einer Gruppe von einem Männchen und drei Weibchen wird es alle 2 Wochen einen Wurf von acht Jungen geben. Der Preis für ein Pärchen Steppenlemminge von privat lag vor ein paar Jahren noch bei 30 Euro. Mittlerweile werden die Tiere fast verschenkt. Man sollte sich also im Klaren sein, dass man lange auf Abnehmer_innen warten muss.
Ein besonderes Anliegen bei der Zucht von Steppenlemmingen sollte das Sozialverhalten sein. Die ersten Tiere die ich erhalten habe, waren relativ zahm und vor allem sehr verträglich, reine Weibchen- oder gar Männchengruppen waren genauso möglich wie größere gemischte Gruppen. Heute wird die Gruppenhaltung aufgrund aggressiver Männchen immer öfter problematisch. Deshalb sollte nur mit sozialverträglichen und handzahmen Tieren weitergezüchtet werden, um ein freundliches und unproblematisches Heimtier zu erhalten.

mehr

http://www.rodent-info.net/steppenlemming_allgemeines.htm

http://www.diebrain.de/le-info.html

http://www.zza-online.de/artikel/061132.html
http://link.springer.com/article/10.1134/S1995425510010212 (englisch)

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