Auffressen von Artgenossen

Es kommt bei der Gruppenhaltung von kleinen Nagetieren wie Zwerghamstern oder verschiedenen Mäusearten immer wieder mal dazu, dass Tiere plötzlich sterben, ohne dass sich der bald eintretende Tod vorher sichtbar angekündigt hat. Für Halter_innen ist der Schreck beim Entdecken eines toten Heimtiers meist sehr groß. Das alles wird in vielen Fällen auch dadurch verschlimmert, dass die Artgenossen, die zuvor einträchtig mit dem Verstorbenen zusammengelebt haben, bereits kurze Zeit nach Eintreten des Todes beginnen, den Kadaver aufzufressen.
Dies zu beobachten, kann für einige Menschen ein fast schon traumatisches Erlebnis sein. Nicht selten wird neben Ekel und moralischen Anschauungen auch der Verdacht geäußert, das tote Tier wäre von den Gruppenmitgliedern getötet worden. Dies trifft in den allermeisten Fällen nicht zu. Ohne Zweifel kommen Auseinandersetzungen zwischen zwei Tieren vor, bei denen eines sterben kann. Jedoch deutet nicht jedes tote Tier, das von seinen Käfiggenossen teilweise oder vollständig gefressen wird, darauf hin, dass es von denselben auch getötet wurde.

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Zunächst einmal muss festgestellt werden, dass unsere moralischen Vorstellungen vom Umgang mit Toten nicht auf Tiere übertragbar sind. Tiere kennen kein Konzept von "Seele". Für sie hat ein toter Artgenosse nichts mehr mit dem zu tun was er lebend war.

Zum zweiten sind kleine Nagetiere einem enormen Feinddruck ausgesetzt. Die meisten Tiere sterben durch Fressfeinde, nur die wenigsten versterben an anderen Ursachen. Würde die Gruppe den Kadaver eines toten Mitglieds unberührt im Bau liegen lassen, bestünde zu einen die Gefahr, sich mit Krankheitserregern, die sich um und in dem verwesenden Körper bilden, anzustecken. Zum anderen würde der starke Geruch der von der Leiche ausgeht in kürzester Zeit Fressfeinde anlocken. Dies würde die gesamte Gruppe in Gefahr bringen.

Dem Auffressen von Verstorbenen geht also  in den allermeisten Fällen keine Tötung durch Artgenossen voraus und es handelt sich dabei insbesondere bei Zwerghamstern und vielen Mäusearten um ein vollkommen normales Verhalten zur hygienischen Gesundheitsvorsorge und dem Schutz der ganzen Gruppe vor Fressfeinden.

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Kommentare: 2
  • #1

    E. (Donnerstag, 30 Mai 2013 19:15)

    Vielen Dank für den Beitrag. Ich habe das genau so erlebt und war erstmal geschockt.

  • #2

    Sandra (Sonntag, 17 Mai 2015 16:36)

    Habe dies gestern bei meinen Campbell festgestellt. Hatte einen Diabeteshamster, der mit seiner Schwester zusammengelebt hat. Sie ist dann unerwartet gestorben und die Schwester hat sie sodann angenagt.... Ich habe es zum Glück rechtzeitig gesehen und konnte das tote Tierchen entfernen und beerdigen. Die andere wollte von der Leiche gar nicht ablassen >.<