Eine Zucht beginnen II

Einen Anfang finden

Eine Zucht zu beginnen, kann sehr schnell und einfach gehen, aber je mehr man sich mit der Thematik befasst, sieht man sich bald vor einem Berg an Aufgaben, ohne zu wissen, was zuerst zu tun ist.

Nachdem die Vorüberlegungen alle getroffen sind und die Entscheidung für eine Zucht gefallen ist, gilt es einen Anfang zu finden.

Der Rahmen

Die Entscheidung, in welchem Rahmen die Zucht sich abspielen soll, ist eine der ersten. Soll nur eine kleine Zucht mit wenigen ausgewählten Tieren und sporadischen Würfen realisiert werden? Oder eine Zucht mit regelmäßigen Würfen, Abgaben und längerfristiger Planung zum Aufbau eigener Linien? Vielleicht sogar ein groß angelegtes Projekt mit der Möglichkeit, aus einer Population von vielen Nachkommen die besten Zuchttiere auszuwählen? Natürlich gibt es noch weitere Entscheidungen zur Zuchtform: Will man Showzucht betreiben oder sich einem anderen Typ annähern, will man ausstellen, den Abnehmer_innen kleine Persönlichkeiten verkaufen oder einfach die Art in ihrer domestizierten Form voran bringen.

Diesen Entscheidungen ist der Umfang, den die Zucht annehmen soll, vorangestellt.

Einen Platz finden

Einen geeigneten Platz in der Wohnung oder im Haus zu finden, ist eine individuelle Angelegenheit. Grundsätzlich sind Küche, Badezimmer ebenso wie Schlaf- und Kinderzimmer ungeeignet. Da jede_r selbst entscheiden muss, wo die Zuchtkäfige am besten aufgehoben sind, sollen hier nur Anhaltspunkte gegeben werden:
Eine Zucht braucht mindestens vier Käfige, wenn sie wirklich ganz klein ausfallen soll. Eher sollten acht bis zwölf Einheiten eingeplant werden. Wie viele Tiere und Käfige maximal betreut und organisiert werden können, ist kaum zu beantworten. Pauschal lässt sich jedoch sagen: je mehr Tiere man hält, desto mehr Arbeit hat man und es sind schon Menschen an ihre Grenzen gestoßen. Der Standort sollte hell, trocken, gut belüftet und ruhig sein.
Viele Kleintierzüchter_innen haben ihre Zuchtkäfige in mehreren bewohnten Zimmern verteilt, andere können einen eigenen Raum in der Wohnung oder im Haus bereitstellen. Einzelne haben sogar Räumlichkeiten, die eigens für die Tierzucht angemietet werden.

Käfige

Zuchtkäfige unterscheiden sich in ihrer Bauweise nicht sonderlich von anderen Käfigen für die Tierhaltung. Sie sollten gut belüftet (aber zugluftsicher) und leicht zu reinigen sein. Bei der Ausbruchssicherung muss unbedingt auch an Jungtiere gedacht werden. Als praktisch erwiesen sich, je nach Tierart, Aquarien und Terrarien, Makrolonkäfige, umgebaute Aufbewahrungsboxen aus Kunststoff und selbst gebaute Käfige. Natürlich ist es schön, wenn Tieren in der Zucht genauso viel Raum geboten wird, wie in der Heimtierhaltung, jedoch ist dies in vielen Fällen einfach aufgrund des vorhandenen Raumes kaum möglich, mehrere große Käfige zu stellen. Ebenso muss bei einem großen Tierbestand die Kontrolle der einzelnen Individuen zeitsparend und ohne große Störung für die Tiere ablaufen.

Planung

Ist man sich nun im Klaren, wie viel Zeit, Energie und Platz die künftige Kleinsäugerzucht einnehmen darf und hat man sich für eine bestimmte Zuchtform entschieden, kann der Aufbau begonnen werden. Parallel zum Kauf, Bau oder Umbau der Zuchtanlage können nun Entscheidungen zu den ersten Zuchttieren getroffen werden.


Oft lebt bei Zuchteinsteiger_innen die betreffende Tierart bereits im Haushalt und der Wunsch ist verständlicherweise groß, gerade mit diesen Individuen eine Zucht zu beginnen. Dies sollte jedoch wohlüberlegt sein. Tiere aus dem Zoohandel oder ohne Herkunftsnachweis sind oftmals keine guten Ausgangstiere für eine Zucht und auch wenn die Tiere von einem_einer Züchter_in stammen, kann es gut möglich sein, dass sie nicht zur Zucht geeignet sind und gerade deshalb in Liebhaberhände abgegeben wurden.

 

Da es bei einigen Nagetierarten eine Fülle an unterschiedlichen Farbschlägen und Zeichnungen gibt, ist das Bestreben oft groß, alle Farben mal gesehen zu haben oder durch Kombination bestimmter Genmutationen eine seltener angebotene Farbe zu erreichen. Hierbei handelt es sich jedoch um kein echtes Zuchtziel. Zuchtziele sollten physisch und psychisch gesunde, zahme und verträgliche Tiere sein, die alle Merkmale der jeweiligen Tierart haben. Eine besonders schöne Farbe ist natürlich auch wichtig, sollte aber deutlich hinter den genannten Kriterien stehen.

 

Es empfiehlt sich, Tiere, die als Liebhabertiere gekauft wurden, nicht zur Zucht zu verwenden und stattdessen zuchttaugliche Tiere von Züchter_innen suchen. Will man eine besondere Farbe züchten, sollte man versuchen, gleich mit Tieren dieser Variante eine Zucht zu beginnen. Besteht man nicht auf darauf, eine bestimmte Farbe zu züchten, dürfen die ersten Zuchttiere natürlich auch verschiedenfarbig sein. Wichtig ist immer nur im Hinterkopf zu behalten, dass manche Kombinationen gesundheitsschädigend sind (letale Scheckung) und andere Kombinationen Farben verwaschen wirken lassen können. Deshalb ist es ratsam, für den Anfang nur Tiere auszuwählen, die farblich auch zueinander passen.

Bei der Wahl des_der richtigen Züchter_in empfielt sich ein Blick auf diese Checkliste. Nette Kolleg_innen stellen auch passende Zuchtgruppen zusammen und unterstützen Neulinge bei den ersten Schritten.

 

Zu diesen ersten Schritten gehört auch das Anlegen einer Datenbank. Viele benutzen hierfür gekaufte oder selbst geschriebene Computerprogramme, andere tüfteln ein System mit Stallkarten und langen Listen für jedes Tier aus. Egal in welcher Form sie realisiert wird: Zuchtdokumentation ist wichtig, um den Überblick zu behalten und in der Zucht voranzukommen.

Loslegen

Nun sind also alle Vorbereitungen getroffen. Der_die Zuchtanfänger_in ist wohlinformiert, hat sich für eine Zuchtform entschieden, eine Zuchtanlage eingerichtet und die ersten Tiere erhalten. Dann kann es los gehen. Wie genau, wird bald im dritten Teil erklärt.


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