Reproduktionserfolg bei gemeinsamer oder solitärer Aufzucht

Die Studie "Evidence for obligate monogamy in the Djungarian hamster, Phodopus campbelli: pup survival under different parenting conditions" von Wynne-Edwards (1987) vergleicht den relativen Reproduktionserfolg von allein aufziehenden Campbell-Zwerghamsterweibchen und solchen, die einen Wurf im Beisein des männlichen Partners oder einem weiblichen Wurfgeschwister ohne eigenen Nachwuchs aufziehen. Die Schwestern-Konstellation wurde in das Design mit aufgenommen, um zwischen der Beteiligung des Vaters und dem Mitwirken eines anderen Artgenossen und dem jeweiligen Beitrag zum Reproduktionserfolg unterscheiden zu können.
Ermittelt wurden das Gewicht der Jungtiere und die Überlebensrate von Geburt bis zur Entwöhnung (18. Lebenstag).

Das Ergebnis der Studie zeigt, dass die Gegenwart des Männchens sich positiv auf den reproduktiven Prozess auswirkte: Die Paare waren sehr erfolgreich und brachten 95% der Jungtiere (100% der Würfe) bis zur Entwöhnung groß.
Einzelne Weibchen waren signifikant weniger erfolgreich: Nur 47% der Jungtiere (77% der Würfe) wurden bis zum 18. Tag großgezogen. Der Anteil der komplett aufgezogenen Würfe lag hingegen nur bei 16%.
Auch eine Wurfschwester konnte die Abwesenheit des Männchens nicht wirklich kompensieren. Schwestern-Paare zogen 61% der Jungtiere (73% der Würfe) auf. 36% der Würfe wurden verlustfrei bis zur Entwöhnung gebracht.

Die Überlebensrate und das Gewicht der Jungtiere waren geschlechtsunabhängig. Zwischen Jungtieren die am 18. Tag noch lebten gab es keine signifikanten Gewichtsunterschiede, egal in welchem System sie aufgezogen wurden. Gleichermaßen war der Anteil der "besten" Jungtiere mit einem Gewicht über einem Schwellenwert von 11,5 g am 18. Lebenstag in allen Gruppen etwa gleich groß. Die Unterschiede zwischen den Elternschaftsbedingungen lagen klar bei der Überlebensrate der Jungtiere und weniger bei der "Qualität" der überlebenden Jungtiere.
Wynne-Edwards schlussfolgert. dass die Anwesenheit des Partners essenziell für einen hohen Reproduktionserfolg ist, selbst unter den idealen klimatischen und Ernährungsbedingungen im Labor.

 

Erschienen in: Behavioral Ecology and Sociobiology. Volume 20, Number 6 (1987), 427-437, DOI: 10.1007/BF00302986

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Vergleich zum Dsungarischen Zwerghamster

trächtiges Weibchen
trächtiges Weibchen

 

Die nachfolgende Untersuchung "Differential effects of paternal presence on pup survival in two species of dwarf hamster (Phodopus sungorus and Phodopus campbelli)" von Wynne-Edwards & Lisk aus dem Jahr 1989 stellt einen Vergleich zwischen Campbell-Zwerghamstern (Phodopus campbelli) und Dsungarischen Zwerghamstern (Phodopus sungorus) an. Hier wird als weitere Variable die Raumtemperatur manipuliert.

Der Effekt der Anwesenheit oder Absenz des Männchens und der verminderten Raumtemperatur von 21 auf 4°C auf das Überleben der Würfe sowie Überleben und Wachstum der einzelnen Jungtiere wurde wieder von der Geburt bis zum 18. Lebenstag gemessen.

 

Hier zeigte sich, dass Temperaturveränderungen keinen signifikanten Einfluss auf das Aufzuchtverhalten der Dsungarischen Zwerghamster hatte.

Demgegenüber stehen die Werte der Campbell-Zwerghamster, die als Paar bei Zimmertemperatur 100% der Würfe und 95% der Jungtiere aufzogen, während bei Temperaturabsenkung auf 4°C die Erfolgsquote auf 32% fiel.

 

Die Jungtiere der Dsungarischen Zwerghamster wuchsen unter allen experimentellen Bedingungen bis zum 12. Tag schneller als die Campbell-Zwerghamsterjunge. Obwohl beide Arten nah verwandt sind, zeigen die Daten, dass männliche Campbell-Zwerghamster unentbehrlich für das Überleben des Wurfes sind, wohingegen Dsungarische Zwerghamsterweibchen unter den gleichen Bedingungen keine Hilfe von Artgenossen benötigen. Artspezifische Unterschiede in Stoffwechsel und Thermoregulation sind wahrscheinlich ausschlaggebend für das unterschiedliche Überleben der Jungtiere.

 

Erschienen in: Physiology & Behavior. Volume 45, Issue 3, March 1989, Pages 465–469

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