Plastik - hässlich aber harmlos?

Noch vor wenigen Jahren war Zubehör für Käfigtiere, das nicht aus Plastik bestand, eine absolute Seltenheit. Man hat sich darum auch wenige Gedanken gemacht, obwohl Plastikgegenstände von den meisten Nagetieren schnell zerstört werden.

 

Erst später folgte der Siegeszug der Weidenbrücken und Holzschlösschen. Und mit der aufblühenden Orientierung hin zu Naturmaterialien, kam die steigende Ablehnung von bunten Plastikhäusern. Die Begründungen, weshalb Kunststoffe in einem Nagerkäfig nicht zum Einsatz kommen, haben sich jedoch von der Realität weit entfernt.

 

Was ist gut und was ist schlecht an Plastikzubehör?

Mythos

Die Gefahr, dass abgenagte Plastikspäne versehentlich verschluckt werden können, ist wegen einer anatomischen Besonderheit der Nagetiere kaum möglich: Die Inflexa pellita schließt den Mund hinter den Nagezähnen, sodass abgenagtes Material nicht in den Mundraum gelangt. Ein "bewusstes" Fressen von Plastik ist im übrigen bei gesunden Tieren nicht zu befürchten.

Bedenken, dass es bei Plastikhäusern zu Problemen wegen schlechter Belüftung oder Kondensation innerhalb des Häuschens geben kann, ist zu entgegnen, dass schlechte Belüftung kein Problem ist, das mit dem Material, sondern mit der "Architektur" der Schlafhöhle zu tun hat. Auch die Gefahr von Kondenswasserbildung an den Wänden des Schlafhauses, ist eher beim Baumaterial Glas gegeben, als bei Plastik.

 

Es ist also erlaubt, sich von dem mittlerweile in Mode gekommenen Dogma, dass Plastik im Hamsterkäfig nichts zu suchen hätte, zu verabschieden.

Vorteile

Kunststoffgegenstände unterliegen deutlich strengeren Richtlinien als Holzprodukte. Während man auf den meisten Plastikhäusern oder -laufrädern im Zoofachgeschäft einen Hinweis erhält, aus welchem Kunststoff sie gefertigt sind, bleibt man bei Holzhäusern absolut im Unklaren, welche Holzsorte man vor sich hat. Oft sind es schnell nachwachsende Nadelholzarten, die man doch eigentlich, wie auf jeder Infoseite zu lesen ist, nicht verwenden sollte... Darüber hinaus gibt es keine Hinweise, inwiefern Holzschutzmittel benutzt wurden, oder wie bedenktlich der verwendete Leim ist, mit dem die Bretter verklebt wurden.

 

Ein weiterer Vorteil, gerade bei Halter_innen mit vielen Tieren und/oder höherer Bestandsfluktuation sind die hygienischen Gegebenheiten bei Kunststoff. Er ist eindeutig leichter zu reinigen als grob strukturierte Korkröhren oder unbeschichtete Holzhäuser.

Nachteil: Bedenkliche Kunststoffe

Trotz der besprochenen Vorteile: Nicht alle Plastiksorten sind vorbehaltlos einsetzbar. Plexiglas (PMMA) und Bastlerglas (PS), die bei selbstgebauten Käfigen oder als durchsichtges Unterteil von Faunaboxen vorkommen, splittern sehr stark. Ebenso splitternd und zusätzlich noch krebserregend ist Epoxidharz (EP) der oft für die Gestaltung künstlicher Felsen Verwendung findet.

 

Auch beim Bau von Holzhäusern ist Vorsicht geboten: Holzleim enthält oft giftige Weichmacher in Form von Phtalaten (DiBP). Der in Internetforen als "Sabberlack" empfohlene Spielzeuglack ist zwar speichelresistent, jedoch unter Einfluss von Urin, Magensäure (bei Verschlucken) oder Desinfektionsmitteln genauso schlecht wie alle anderen Lacke auch. Ebenfalls mit DiBP belastet ist übrigens recyceltes Papier. Zum Nestbau sollte also kein Recycling-Haushaltspapier angeboten werden.

Plastik vollkommen vermeiden - schwierig und eigentlich unnötig
Plastik vollkommen vermeiden - schwierig und eigentlich unnötig

Was kann man also benutzen?

Das in Zoofachgeschäften angebotene Plastikzubehör besteht meistens aus unbedenklichem Polypropylen (PP). Ebenso kann auch Polyethylen (PE) als Einrichtung verwendet werden. PVC-Röhren aus dem Baumarkt sind den spröden und scharf splitternden Polystyrol-Röhren aus dem Zoohandel vorzuziehen.

Im Gegensatz zu den drei vorgenannten Werkstoffen ist das von Makrolonkäfigen aus der Laborhaltung bekannte Polycarbonat sehr robust und nageresistent.

 

Wie bereits angedeutet: Bei der Einrichtung eines Hamsterkäfigs dogmatisch vorgehen und entweder das eine oder das andere vollkommen abzulehnen ist der schlechteste Weg, den man gehen kann. Der_die Halter_in sollte genau überlegen, aus welchem Werkstoff einzelne Mobiliarstücke am meisten Sinn machen und nach dieser Prämisse entscheiden.


verwendete Quellen:

Schlaumäuse-Blog

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Kommentare: 2
  • #1

    Linda (Donnerstag, 22 Dezember 2011 17:03)

    Sehr schöner Artikel und ich teile diese Meinung!

  • #2

    manuela (Donnerstag, 07 März 2013 23:42)

    Ich bin total deiner Meinung!
    Liebe Grüße
    Manuela