Dissens über Satin

Die einen finden es fettig und unschön, die anderen finden Fell mit Satin-Effekt ganz besonders und deshalb erstrebenswert. Unabhängig von allen ästhetischen Betrachtungen ist es doch wichtig, sich Gedanken über Fellstrukturmutationen zu machen und diese auch mit Hinsicht auf die Tiergesundheit zu bewerten.

Lilac Fawn mit und ohne Satinfell
Lilac Fawn mit und ohne Satinfell

Wie auf dem oberen Bild zu erkennen: Satin (sa/sa) sieht anders aus. Das einzelne Haar ist bei dieser Mutation innen hohl. Dadurch erhält es einen besonderen Glanz. Das Fell ist aber auch insgesamt dünner. Es wirkt zusammengefallen, ganz im Gegensatz zum plüschigen Normalhaar. Dadurch machen Satin-Campbells auch oft den Eindruck als seien sie länger und schlanker als ihre Artgenossen. Der Seidenschimmer lässt das Tier gleichzeitig auch dunkler erscheinen, so als hätte man eine neue Fellfarbe vor sich. Bei Opal Satin besteht indes die Möglichkeit der Verwechslung mit der Wildfarbe, da das Blau im Satinfell kaum noch als solches zu erkennen ist und fast schwarz wirkt.

Beige Satin
auch nach dem Sandbad wirkt das Fell strähnig

Das oftmals eher ungesunde Aussehen kann auch durch regelmäßiges Staubbad (selbst mit Sepiolith und Blue Cloud Dust) nicht vollständig korrigiert werden. Das Fell bleibt strähnig und besonders im Schulterbereich offen (siehe Foto unten). Auch rund um die Augen und hinter den Ohren hat man freien Blick auf die Haut. Die Schutzfunktion des Pelzes vor Parasiten und Verletzungen ist nicht mehr vollständig gegeben - Das Fell ist undicht. Nach meiner Erfahrung haben selbst Satins die aus Linien mit besonders dichtem und wolligem Pelz entspringen, immernoch so feines Fell, dass diese Fehler weiter auffallen.

Freier Blick auf die Haut
Freier Blick auf die Haut

Zuchtverbände führen deshalb oft eine Satin-Sektion ein. Die Tiere bekommen bei dem_der Zuchtrichter_in eine Bewertung, die auf die Besonderheiten und Probleme von Satin eingeht. Besonderer Glanz wird belohnt, weniger dichtes Fell aber auch weniger schlecht bewertet. Dies lässt die Züchter_innen nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, führt aber auch nicht wirklich zu einer schnellen Verbesserung des Satin-Fells. Die Körpergröße scheint bei Campbell-Zwerghamstern mit Satin-Effekt nicht betroffen zu sein. Von anderen Tierarten weiß man, dass Satin-Tiere zeitlebens kleiner bleiben als andere. Bei Campbell-Zwerghamstern scheint mir, dass Satins schneller wachsen, jedoch ausgewachsen genauso groß sind, wie andere. Hier sind aber weitere Beobachtungen bei mehr Individuen nötig.

Der Bereich hinter den Ohren ist unbehaart
Der Bereich hinter den Ohren ist unbehaart

Satin zu züchten oder nicht zu züchten ist lange Zeit eine Frage des Geschmacks gewesen. Zweifelsohne sind ungewöhnliche Haarstrukturen immer sehr gefragt und Satin ist die einzige der bekannten Fellmutationen, die in Deutschland nicht als Qualzucht abgelehnt wird (wie Rex, Langhaar oder Wavy). Aber dennoch überwiegen bei der Mutation die Nachteile für das Tier. Diese verschlimmern sich bei gezielter Zucht auf immer stärkere Satinisierung (= Seidenschimmer) zusehens: In reinen Satin-Linien wird das Fell immer dünner und die kahlen Stellen immer größer. Als weiteres wichtigstes Argument gegen die Zucht von Satin soll noch ein Blick auf die Tasthaare sein: Während gesunde Tiere mit Normalfell relativ gerade Vibrissen haben, mit denen sie sich in ihrer direkten Umgebung orientieren, haben Satins oftmals gebogene und teilweise auch gewellte Tasthaare. Ein Ausschlusskriterium für verantwortungsbewusste Züchter_innen.

Die Tasthaare stehen in verschiedene Richtungen ab
Die Tasthaare stehen in verschiedene Richtungen ab

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Kommentare: 2
  • #1

    deguzucht (Montag, 28 Februar 2011 10:38)

    Wieder sehr aufschlussreich und auch die Bilder dazu sind sehr hinweisgebend. Gerade den Absatz mit den Tasthaaren halte ich für besonders wichtig (Beim Text unter dem letzten Bild hat sich ein Fehler eingeschlichen: Tastgaare :))

    LG

  • #2

    Michelle (Montag, 28 Februar 2011 15:42)

    Hey... sehr guter und informativer Text.